"Begegnung mit dem Ausland" Wiener Ensemble brachte "Frühlingsgrüße aus Wien" nach Siegburg

SIEGBURG · Musik, Literatur, kulinarische und künstlerische Eigenheiten - das alles sind Facetten, die die Menschen eines Landes charakterisieren und besonders machen. Die "Begegnung mit dem Ausland" ist eine erfolgreiche Siegburger Veranstaltungsreihe, die ganz bewusst den Blick über die eigenen Grenzen hinaus, auf die landesspezifischen Besonderheiten eines Gastlandes richtet und damit jedes Jahr ein neues Partnerland nach Siegburg holt. Der Fokus liegt in diesem Jahr auf dem Nachbarland Österreich. Am Freitag wurde die "Begegnung mit Österreich" durch das Ensemble Wien - darunter zwei Wiener Philharmoniker - glanzvoll im Stadtmuseum eröffnet.

 Musikalische Begegnung mit Österreich (v.l.) Albena Danailova, Raimund Lissy, Josef Niederhammer und Herbert Kefer im Siegburger Stadtmuseum.

Musikalische Begegnung mit Österreich (v.l.) Albena Danailova, Raimund Lissy, Josef Niederhammer und Herbert Kefer im Siegburger Stadtmuseum.

Foto: Ingo Eisner

Das Interesse für den direkten Nachbarn weckte Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn bei seiner Eröffnungsrede mit einigen Ausblicken auf die insgesamt 19 geplanten Veranstaltungen, die das Gastland jenseits des Klischees beleuchten sollen. Huhn gab damit auch den Startschuss zur Eröffnung einer weiteren Reihe im Stadtmuseum: Die "Resonanzen" sind als anspruchsvolle Klassik-Reihe konzipiert und besitzen - wie die Siegburger Auslandsbegegnungen - eine ganz eigene "Fan-Gruppe".

Nun kamen beide Gruppen gleichermaßen auf ihre Kosten. Ihnen bot sich mit dem Ensemble Wien - einem Streichquartett mit herausragenden Instrumentalisten - eine Sternstunde der Kammermusik. Die lebte an vielen Stellen aus dem, was Jürgen Em mit den typischen "Ritardandi" (verzögerndes Spiel) bezeichnete. Em ist Präsident der Österreichischen Gesellschaft Bonn und lebt seit 40 Jahren den Brückenschlag zum Gastland. Neben den Grüßen des kurzfristig verhinderten österreichischen Botschafters Ralf Scheide sprach Em dem Siegburger Publikum auch persönlich seine besten Wünsche für das Gelingen der Reihe aus.

Wie sich nun das spezifisch Österreichische anhört, beschrieb das Ensemble Wien mit seiner Programmauswahl aus allerlei Wiener Kabinettstückchen. Die stammten aus den Federn von Mozart, Schubert, Lanner und dreier Mitglieder der Strauß-Dynastie. Den Spannungsbogen zwischen Herzschmerz und Lebensfreude, technischer Perfektion und Wiener Schmäh, sowie Aktualität und Authentizität meisterte das Quartett mit der ungewöhnlichen Besetzung aus zwei Violinen, Viola und Kontrabass (anstelle des sonst üblichen Cellos) mit Bravour.

Albena Danailova war dabei als 1. Violinistin die herausragende Künstlerin des Abends. Ihrer Guarneri-Geige aus dem Jahre 1720 entlockte die Konzertmeisterin der Wiener Philharmoniker herzzerreißende Töne. Sie wusste die Melodien mit weiten Bögen auszukosten, akzentuierte auf den Punkt und schien nicht nur ihre Mitstreiter, sondern auch das Publikum mit ihrer Virtuosität und Spielfreude anzustecken.

Mit Raimund Lissy, seit 1993 Vorgeiger der Sekundgeigengruppe der Wiener Philharmoniker, Herbert Kefer (spielt Viola von 1784), Mitglied des Artemis-Quartetts Wien und Josef Niederhammer (spielt Kontrabass von 1847), Solobassist im Bayerischen Staatsorchester und bei den Münchner Philharmonikern, hatte Danailova drei hervorragende Streichinstrumente als Partner im Quartett, die präzise und transparent auftraten.

Ob das nun "Die guten alten Zeiten-Walzer" (op.26) von Josef Strauß mit seiner prägnanten Seufzer-Melodik, der virtuose "Dampf-Walzer" (op.94) von Josef Lanner, oder der rasante Gitana-Galopp (op.108) von Johann Strauß I waren - das Ensemble lieferte mit seinem Perfektionsanspruch und unbändiger Spielfreude ein virtuoses Kabinettstück nach dem anderen - und schenkte den Siegburgern eine glanzvolle Eröffnung der Begegnung mit Österreich.

Die nächste Veranstaltung widmet sich dem "Mythos der Habsburger" am Freitag, 19. April. Gerhard Hartmann wird dann ab 19.30 Uhr im Stadtmuseum über den Mythos vortragen.

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