Wiener Geschichten auf Ungarisch

Neujahr in der Bonner Kunsthalle

Bonn. Dieses Neujahrskonzert ist nicht so berühmt. Doch was seit ein paar Jahren im Forum der Bundeskunsthalle geboten wird, braucht sich vor den "Wienern" kaum zu verstecken. Immerhin kann sich das Johann Strauß Symphonie Orchester auf Ernst von Dohnanyi berufen, den Gründer der Budapester Symphoniker. Aus deren Reihen stammen jene Musiker, die sich 1986 mit dem Ziel zusammengeschlossen haben, vornehmlich die Musik der Strauß-Dynastie zu pflegen.

Unter Istv n Bog r spielte das Orchester vormittags neujahrsbeschwingte Polkas und Walzer, am Abend außerdem eine Reihe von Operetten-Ouvertüren und zwei Orchester-Ragtimes von Scott Joplin. Makellose Intonation und rhythmische Präzision zeichneten Streicher wie Bläser, Holz wie Blech aus.

Und dass István Bogár als Entertainer auftreten kann, der Einsätze durch Schulterzucken gibt oder die Musiker auch schon mal gänzlich unbeaufsichtigt lässt, legt die Vermutung sorgfältiger Vorbereitung ebenso nahe wie die einer angeborenen Affinität zum Genre. Ohne Aufhebens werden Crescendi sauber durchformuliert (Offenbachs "Blaubart"-Ouvertüre), schmissig winzige Walzer-Rubati gesetzt (Ivanovicis "Donauwellen") oder das Blech, darunter vier (kieksfreie!) Hörner und drei Posaunen, im unvermeidlichen "Radetzky-Marsch" der Zugabe akzentuiert zum Einsatz gebracht.

Beeindruckend, dass bei aller technischen Perfektion nirgends auch nur ein Anflug von Routine zu erkennen ist, ja dass darüber hinaus noch genügend Raum für Späße bleibt, wie sie auch die "Wiener" immer wieder gerne treiben: Aufstehen, Hinsetzen, Takt-Trampeln, Mitsingen.

Zu Höhepunkten wurden das Paprika-gewürzte Vorspiel zu Kálmáns "Csárdasfürstin" und die "Bilder" des promovierten Komponisten István Bogár - ein Potpourri von allerlei Wiener Geschichten, in welchem der Maestro höchstselbst von einem Spielzeug-Fiaker aus die Quetschkommode traktierte. Das trotz zusätzlicher Stuhlreihen dicht gedrängte Publikum geriet aus dem Häuschen.

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