Opernsaison in Köln „Wir haben's gerade so geschafft“

Köln · Birgit Meyer und François-Xavier Roth stellen Kölns Opernsaison 2016/17 im Staatenhaus vor

 Birgit Meyer

Birgit Meyer

Foto: Guenther Meisenberg

Dies ist definitiv die beste Interimsspielstätte für die Oper Köln“, sagte Intendantin Birgit Meyer bei ihrer Spielplanvorschau im Staatenhaus, wobei sie auch den kreativen Funkenflug zwischen drei Bühnen unter einem Dach rühmte. Und wo soll es ab 2017/18 weitergehen? „Hier, oder François?“ „Ich hoffe doch!“, meint der Generalmusikdirektor, „wir sind schließlich kein Zirkus auf Tournee.“ Die Entscheidung, über die auch mit dem Vermieter (BB Group) verhandelt wird, muss laut Meyer vor der Rats-Sommerpause fallen, denn vor Planungen und Verträgen für 2017/18 brauche sie Gewissheit über die Spielstätte. Hoffnungen auf eine schnellere Wiedereröffnung am Offenbachplatz dämpfte Bernd Streitberger. Seit drei Wochen ist er nun Technischer Betriebsleiter – „der härteste Job, den ich je in meinem Leben angenommen habe“ – und kann erst in einem Jahr Fertigstellungsdatum und Preis des momentan weitgehend brachliegenden Baus nennen.

Meyer zeigte sich stolz, dass man nach achtwöchiger Umbauphase und verspätetem Beginn bis zum 30. April nur zehn Vorstellungen weniger spielte als am Offenbachplatz geplant und dabei (ohne Abos!) 83,4 Prozent Auslastung erzielte. Die Intendantin dankte allen Mitarbeitern herzlich für den Kraftakt, François-Xavier Roth allen Musikern: „Wir haben bewiesen, dass wir hier im Staatenhaus etwas Besonderes zeigen können.“

Das soll sich in der nächsten Saison fortsetzen. Konzertanter Appetitanreger ist am 9. September Vivaldis „Catone in Utica“, wobei man auf den Stimmglanz von Vivica Genaux und Richard Croft vertraut. „Ein Feuerwerk aus Musik und Theater“ verspricht der GMD für die erste große Premiere, die Ravels Kurzopern „Die spanische Stunde“ und „Das Kind und der Zauberspuk“ unter seinem Taktstock und der Regie von Béatrice Lachaussée vereint (25. 9.). Den Mozart-Zyklus setzt der Maestro fort, wenn er ab 21. Mai 2017 „La nozze die Figaro“ dirigiert (Regie: Emmanuelle Bastet).

Birgit Meyer möchte „auch das moderne Profil des Hauses weiter schärfen“, wozu die deutsche Erstaufführung von Johannes Maria Staudts „Die Antilope“ (Libretto: Durs Grünbein) dient. Das Werk über die Kehrseite der Karriere hat am 5. März 2017 Premiere. Bewährte Kräfte stemmen Verdis „Falstaff“ (Regie: Dietrich Hilsdorf, am Pult: Will Humburg), wobei Lucio Gallo die Titelpartie singt und Natalie Karl als Alice Ford zu hören ist (30. 10.).

Vom Münchner Gärtnerplatz-Theater kommt Leonard Bernsteins Opern-Musical „Candide“ erstmals nach Köln (4. 12.), wobei Meyer eine „halbrecherische Koloratur-Arie für Emily Hindrichs“ verspricht und sich auf die Regie des gelernten Tänzers und Choreografen Adam Cooper freut. Mit drei Tiroler Sangeskräften soll Carl Zellers „Vogelhändler“ halbszenischen Spaß machen (17. 12.), während Puccinis „Turandot“ (2. 4.) von Catherine Foster gesungen und von Lydia Steier inszeniert wird. Claudia Rohrbach singt Sophie Scholl in Udo Zimmermanns Kammeroper „Die weiße Rose“ (22. 10.). Chistoph Poppen dirigiert Carl Maria von Webers konzertant gebotenen „Oberon“ (11. 3.). Für einen Erfolg zum Saisonfinale dürfte Michael Hampe am Regiepult von Beethovens groß besetztem „Fidelio“ (11. 6.) sorgen.

Das auf dem Rhein havarierte „Lied der Frauen vom Fluss“ wird nun im Trockendock von Saal 3 aufgeführt (20. 5.), während Schönbergs „Pierrot lunaire“ exklusiv zur langen Theaternacht am 1. Oktober erklingt. Das „Fest der schönen Stimmen“ am 30. April setzt insbesondere auf den Ausnahme-Sopran der Südafrikanerin Pretty Yende. Die vom Schauspiel erkämpfte „Außenspielstätte am Offenbachplatz“ beehrt die Oper ab 24. Juni 2017 mit Georg Kreislers „Adam Schaf hat Angst“. Die Kinderoper bietet zum 20-jährigen Bestehen zwei ehrgeizige Premieren: Ingfried Hoffmann komponierte das Auftragswerk „Die Heinzelmännchen von Köln“ als Jazz-Oper (11. 12.), und Kai Anne Schumacher sowie Ralf Soiron kürzen „Hoffmanns Erzählungen“ für Kinder ab acht Jahren (1. 4.).

Mit insgesamt 15 Premieren (inkl. Kinderoper) und sechs Wiederaufnahmen ist das ein üppiges Paket. Und das Budget? „Wir haben's gerade so geschafft“, bilanziert Birgit Meyer für dieses Jahr und erwartet dies auch künftig.

Weitere Infos:www.oper.koeln

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