Bonner Oper "Wir müssen reden" - Kabarettist Volker Pispers erklärt Märkte, Zinsen und Krisen

Bonn · Die Banken sind schuld. Die Politiker natürlich erst recht, ob grün, schwarz, rot oder gelb. Ach ja, und die Medien. Alles ein gigantisches Menschenkontrollnetzwerk des Kapitalismus, das unweigerlich die unmündigen, von belanglosen Skandalen abgelenkten Bürger ausbluten lässt - ein perverses System, findet Volker Pispers.

 "Erst kommt das Fressen, dann die Doppelmoral": Volker Pispers bei "Quatsch keine Oper".

"Erst kommt das Fressen, dann die Doppelmoral": Volker Pispers bei "Quatsch keine Oper".

Foto: Kölsch

Wie schon seit 32 Jahren. Geändert habe sich nichts, gesteht der Kabarettist. Ein Grund mehr, um in bester Don-Quijote-Manier weiterzukämpfen. Und so war 56-Jährige einmal mehr im Rahmen von "Quatsch keine Oper" in Bonn, um dem Volk die Haken und Fallen im ökonomischen und politischen Deutschland aufzuzeigen, implantierte Stacheldrähte aus gleichgeschalteten Gehirnen zu ziehen und gegen die Märkte sowie für einen demokratischen Sozialismus einzutreten.

"Erst kommt das Fressen, dann die Doppelmoral": Gegen diesen Leitsatz zieht Pispers gewohnt eloquent zu Felde, seziert auf für jeden verständliche Weise Arbeitslosenzahlen, Riesterrente, Vermögensverteilung und Geldschöpfungsmaßnahmen. Auf einmal sieht längst nicht mehr alles so rosa aus, wie etwa Angela Merkel das immer wieder gerne hätte.

Ganz im Gegenteil: "Das ist doch alles total gaga", sagt Pispers dann. Dabei ließen sich viele Probleme einfach lösen. Die Griechenland-Krise zum Beispiel: Alles, was man braucht, sind ein paar Bulldozer vor Luxusvillen und daneben ein paar informationsbegierige Mitarbeiter von Finanz- und Katasteramt. Denn die Reichen könnten nahezu jeden Staat sanieren.

"Wenn die Vermögenden in Deutschland über zehn Jahre jedes Jahr fünf Prozent ihres Vermögens abgeben würden, wären die Staatsschulden bezahlt", rechnet er vor. Es müsste nur jemand wollen. Und zwar schnell. Denn sonst endet Europa noch wie die USA, in der das Krebsgeschwür namens Kapitalismus schon das Endstadium erreicht hat und viele nur noch um ihr Überleben kämpfen. Alles nur wegen der unbezahlbar gewordenen Zinsen.

Tja, Pispers hat eben den Durchblick - und in vielen Fällen sogar recht. Denn im Gegensatz zu vielen anderen kann der Ex-Pädagoge hinter die Zahlen schauen, die von den bösen Medien ewig wiederkäuend dargeboten werden. Doch wird hier manchmal der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Denn die oft gescholtenen Statistiken werden in Pispers Händen auf einmal zu heilsbringenden Stützen seiner Argumentation gegen den Kapitalismus, dank derer er sich auf der sicheren Seite weiß. "Ich hätte ja auch gerne mal unrecht", ruft Pispers aus. Aber das lassen die Statistiken wohl nicht zu.

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