Wirtschaftswunder verhinderte erneuten Abbau

Friedrich Flak ruft ein fast vergessenes Braunkohlerevier in Erinnerung - Buchvorstellung im Mehlemschen Haus in Beuel

Wirtschaftswunder verhinderte erneuten Abbau
Foto: Malsch

Beuel. Der historische Braunkohlebergbau zwischen der unteren Sieg, dem Rhein und dem Siebengebirge - Fachkreise sprechen vom "Nordabfall des Siebengebirges" - war bisher wenig erforscht. Jetzt stellte Friedrich Falk sein Buch "Ein vergessenes rheinisches Braunkohlenrevier" vor und rief damit ein vergessenes Kapitel rechtsrheinischer Arbeits- und Lebenskultur in Erinnerung.

Carl Jakob Bachem, Vorsitzender des Beueler Denkmal- und Geschichtsvereins, hatte Mitglieder und interessierte Bürger zur Buchvorstellung ins Mehlemsche Haus eingeladen.

"Wir danken dem Autor dafür, dass er mit seinem Buch auch unser Bemühen fördert, die Kulturlandschaft zwischen Ennerthöhe und Holtorf auszuformen", sagte Bachem einleitend.

Falk unterstützte seinen Vortrag mit Dias und führte in das Thema ein: "Die Gründe für den dortigen Braunkohleabbau liegen im Bevölkerungsanstieg und der daraus resultierenden Holzknappheit. So wurde ein von den Landsherren geförderter Bergbauzweig erforderlich.

Tatsächlich begann Mitte des 18. Jahrhunderts die kontinuierliche Entwicklung des Braunkohlenreviers genau in Beuel. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dehnte es sich auch auf die heutigen Stadtgebiete Königswinter, Sankt Augustin und Hennef aus."

In einem Zeitraum von etwa 170 Jahren wurden in dieser Region rund 160 Felder unterschiedlichster Größe betrieben. Die meisten Gruben trugen weibliche Vornamen. Der Arbeitskräftebedarf brachte eine Migrationsbewegung mit sich und führte zu fortschreitender Professionalisierung.

Mit der industriellen Revolution wurden viele Gruben nach 1870 Schritt für Schritt eingestellt - "aufgelassen", wie es heißt. Eine bescheidene Reaktivierung erfolgte in den Notzeiten der 1930er. Schließlich wurden mit dem deutschen "Wirtschaftswunder" weitere Abbaupläne nicht mehr realisiert.

In akribischer Arbeit hat Falk ein Buch zusammengestellt, das trotz seines wissenschaftlichen Charakters sehr gut lesbar ist. Nach genauen Einleitungskapiteln geht er auf alle vorhandenen Grubenfelder ein, erläutert Abbautechniken und Verwendungszweck der Kohle.

Der Autor schildert die Alltagskultur der Kohlenbergleute, die geschichtliche Entwicklung und liefert Anregungen zur Bodendenkmal- und Bergbautraditionspflege. Mit seinem Werk dürfte Falk ein Stück Kulturgeschichte vor dem Vergessen bewahrt haben.

Friedrich Falk, Ein vergessenes rheinisches Braunkohlenrevier: Braunkohlenbergbau unter Tage am Nordabfall des Siebengebirges, 360 Seiten inklusive Lagekarte, Rheinlandia Verlag 2002, 15 Euro.

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