Wo ist die nächste Party?

Lenny Kravitz genießt in der Kölnarena das Bad in der Menge und entzündet sein eigenes Feuerwerk - 7 500 Fans feiern den 40-Jährigen begeistert

  Star im Netzhemd : Lenny Kravitz liefert in Köln eine erstklassige Show ab.

Star im Netzhemd : Lenny Kravitz liefert in Köln eine erstklassige Show ab.

Foto: Müller

Köln. Das groovt, das kracht, das funkelt. Während kaum zwei Kilometer weiter Hunderttausende darauf warten, dass der Rhein in Flammen steht, entzündet Lenny Kravitz in der Kölnarena sein eigenes Feuerwerk. Zwei Stunden lang frönt der 40-Jährige der akustischen Pyromanie, leider "nur" vor 7500 Fans, was mit Sicherheit darauf zurück zu führen ist, dass das ursprünglich für den 6. Juni geplante Konzert wegen einer Erkrankung des Sängers verlegt werden musste und viele Konzertbesucher ihre Karten zurück gaben.

Unterstützt von zehn Musikern bietet Kravitz eine erstklassige Show. Der Sound ist fast schon ein bisschen zu fett, die Lightshow kann durchaus mit dem Feuerzauber am Fluss konkurrieren. Mühelos schraubt Kravitz seine Stimme ins Falsett, er röhrt in allerbester Rock''n''Roll-Manier und kreischt, wie weiland Prince das nicht besser konnte.

Am Anfang kommt der Mann aus Brooklyn mit dunkler Brille und schwarzer Strickmütze daher, am Ende genießt er das Bad in der Menge und taucht - ohne Mütze, ohne Brille, ohne Berührungsangst - mitten im Innenraum auf. Er zieht die Fans an wie ein Magnet, sie rennen in seine Richtung, stürmen auf ihn zu, umringen ihn - so nah, das man jede Tätowierung, jede feuchte Haarsträhne, jeden Schweißtropfen unterm grobmaschigen Netzhemd sehen kann, ist man einem Star selten.

Von Starallüren ist an diesem Abend nichts zu spüren. Immer wieder lobt Kravitz seine Fans, er macht Komplimente. Im Gepäck hat Kravitz seine neueste CD "Baptism", aber er spielt nicht nur die ganz aktuellen Stücke, greift immer wieder in die Greatest-Hit-Kiste, aus der er Großartiges wie "American Woman", "It Ain''t Over ''Til It''s Over" oder "Fly Away" zutage fördert. Kravitz'' Musik ist eine furiose Mischung aus Soul, Blues und Rock''n''Roll, mitreißend, kraftvoll und intelligent gemacht.

Die Dramaturgie ist herrlich ausgefeilt, angefangen vom Konzert-Intro "Also sprach Zarathustra", das in absoluter Dunkelheit die Halle erbeben lässt, über das leuchtende Monogramm "LK" und theatralische Posen, bei denen der Held vor dem Bassisten auf die Knie geht.

Kravitz ist der Meister der langen Vorspiele, der opulenten Improvisationen und bis zum Äußersten gedehnten Schlussakkorde. Bei "California", "Are You Gonna Go My Way" oder "Where Are We Runnin''" erglüht die Bühne in rotem Licht, verwandelt sich in ein funkelndes Sternenzelt oder lässt mit drei riesigen Spiegelkugeln die Discostimmung der 1970er-Jahre wieder aufleben. Kravitz wechselt von der Gitarre zum Bass und nimmt schließlich am Schlagzeug Platz, wo er sich mit der Brass-Section ein minutenlanges Feature gönnt.

Nach elf Stücken und drei Zugaben hat er, so scheint es, immer noch nicht genug. "Where''s the party after this party?" (Wo ist die Party nach dieser Party?) fragt er seine Fans, die vor Begeisterung toben. Ob er später am Rheinufer gesichtet wurde, wo um 23.30 Uhr das große Feuerwerk begann, ist nicht überliefert.

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