Art Cologne beginnt Wo Qualität auf Millionäre wartet

Köln · Von der Klassischen Moderne bis zur experimentellen Kunst: Die Art Cologne präsentiert bis zum 29. April 204 Aussteller aus 28 Ländern.

 Video-Arbeiten von Tony Oursler sind bei der Düsseldorfer Galerie Hans Mayer für je 220 000 Dollar zu haben.

Video-Arbeiten von Tony Oursler sind bei der Düsseldorfer Galerie Hans Mayer für je 220 000 Dollar zu haben.

Foto: Günther Meisenberg

Man könnte in Superlativen schwelgen, denn Direktor Daniel Hug hat bei der 51. Art Cologne in Bezug auf die Qualität und die Internationalität noch mal zugelegt. Neuester und im wahrsten Wortsinn gewichtigster Zugang ist die Großgalerie Gagosian, der mit Chris Burdens tonnenschwerer Installation „Buddha’ s Fingers“ ein spektakulärer Auftritt glückt. Vier Tage hat der Aufbau der 32 Straßenlaternen aus dem Los Angeles der 20er Jahre gedauert, die mit einer Frachtmaschine nach Köln eingeflogen wurden. Die Galerie schweigt sich über den Preis aus, hinter vorgehaltener Hand war von fünf Millionen Dollar die Rede.

Gagosian fügt sich nahtlos ein in die Reihe der weltweit agierenden Galerien, die sich in Halle 11.2 zu einem Parcours fügen, auf dem überwiegend millionenschwere Kunstwerke auf die betuchte Sammlerschaft warten. Viele mächtige, großformatige Arbeiten sind zu bestaunen.

Thaddeus Ropac hat eine neue Skulptur von Georg Baselitz im Angebot. Der bronzene „Zero Dome“ ist für 950.000 Euro zu haben. „Help others“ postuliert Jack Pierson an der Außenwand der Koje in einer Schriftarbeit aus gefundenen Buchstaben (190.000 Dollar).

Gleich daneben lockt bei der Galerie Klüser Sean Scullys Gemälde „Union Grey“ für 1,1 Millionen Euro. Exquisit bestückt ist der Stand von Karsten Greve, wo ein Ensemble aus Anker, Fischernetz und Tauen des kürzlich verstorbenen Jannis Kounellis die Blicke auf sich zieht (580.000 Euro). Schlichtweg überwältigend ist auch Gotthard Graubners monumentaler Farbraumkörper „fructosus“.

Hauser & Wirth zeigen massige Bronzeskulpturen des Schweizers Hans Josephsohn aus verschiedenen Schaffensperioden. Keine Mühen hat auch Hans Mayer gescheut. In seiner großzügigen Koje hat Markus Oehlen ein Kabinett eingerichtet, das die Arbeitssituation in seinem Atelier spiegelt – nur auf Musik hat der Galerist verzichtet, der außerdem mit drei neuen Videoarbeiten von Tony Oursler (je 220.000 Dollar) aufwartet.

Anderswo geht es leiser zu: beim Berliner Aurel Scheibler etwa, der ein feines Ensemble aus Zeichnungen von David Schutter, Ernst Wilhelm Nay, Stefan Löffelhardt und einer filigranen Skulptur von Norbert Kricke arrangiert hat.

Politisch wird es bei Brigitte Schenk. Magdi Mostafas Installation aus überdimensionalen Knetmaschinen und Lautsprechern verbindet die Monotonie der Sufi-Gebete mit den Mixergeräuschen.

Exponate der klassischen Moderne

Opulent ist auch das Angebot der Klassischen Moderne. Preislicher Spitzenreiter: ein Kirchner-Gemälde bei Henze & Ketterer (3,6 Mio Euro). Museal ist wie gewohnt die Bestückung bei der Galerie von Vertes, wo ein Mobile von Alexander Calder beim leisesten Windhauch in Schwingung gerät (950.000 Euro).

Wie an einer Perlenschnur reihen sich kleinformatige Bilder von Nolde, Chagall, Max Ernst und anderen am Stand der Galerie Thomas aneinander.

Die Pariser Galerie Zlotowski prunkt mit einer Reihe von Collagen von Kurt Schwitters und farbintensiven Pastellen von Le Corbusier. Preziosen der besonderen Art sind die Künstlerpostkarten, die etwa Lovis Corinth, Erich Heckel, Max Pechstein und andere an Freunde, Sammler und Museumsleute geschrieben haben (bei Thole Rotermund).

Der Kölner Pop-Art-Spezialist Klaus Benden präsentiert voller Stolz einen riesigen Gobelin mit indianischen Motiven von Roy Lichtenstein, den er aus einer amerikanischen Privatsammlung erwerben konnte.

Getrübt wird die allgemeine Begeisterung nur durch den fehlenden Sonntag – die Verkürzung ist dem parallel stattfindenden Gallery-Weekend Berlin geschuldet.

Bis 29. April, Halle 11, Eingang Süd, 26.-28.4. von 11-19 Uhr, 29.4. von 11-18 Uhr. www.artcologne.de

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