Leverkusener Jazztage "Woman's Night" mit Ute Lemper

LEVERKUSEN · Die "Woman's Night" der Leverkusener Jazztage besitzt Tradition. Diesmal lockte das Besondere in einer Nacht der Gegensätze: Großen Glamour im kleinen Schwarzen bot die Diva Ute Lemper im musikalischen Glanz der WDR Big Band.

 Weltstar Ute Lemper in Leverkusen.

Weltstar Ute Lemper in Leverkusen.

Foto: Hyou Vielz

Die anglo-amerikanische Sängerin Stacey Kent setzte auf britische Noblesse im Soft-Jargon des Clubjazz, und die Bostoner Frauenrechtlerin Iyeoka forderte nach Voodoo-Beschwörungstexten mit karibischen Tanzrhythmen zu mehr Bewegung auf.

Markant war der drastische musikalische Qualitätsabstand zwischen dem Projekt der Funkhaus-Jazzer und der afro-amerikanischen Botschafts-Vermittlung von Iyeoka, das heißt in der Sprache der Esan aus dem nigerianischen Bundesstaat Edo: "Respektiert mich!". Ihr Video erhielt im Internet 24 Millionen Klicks.

Zu fortgeschrittener Stunde konnte sie einige Damen mit üppigen Schlager-Headlines wie "Lasst die Musik in eure Herzen" zum freien Solotanz ermutigen. Bewegung tat nach dem klangschönen, aber etwas schläfrigen Konzert der Sängerin Stacey Kent not. Sie singt in englischer, französischer und portugiesischer Sprache, sie richtet die Worte an, stellt deren Klangschönheit aus.

Stacey Kent moderiert, wie sie singt, behutsam eloquent, also nie bedrängend, stets sorgsam und liebevoll. Sie strahlt, wenn sie ihren Mann anpreist, den Saxofonspieler, Komponisten und Producer Jim Tomlinson, der einige Songs speziell für seine Herzensdame geschrieben hat: einfach schön.

Ganz anderen Stoff fuhr die Big Band auf. Ute Lemper, der Weltstar aus Münster, der heute in New York lebt, annektierte einige Jazzstandards und füllte das Programm mit Hits aus seiner Karriere, mit Werken von Piazzolla, mit französischem Chanson und mit eigenen Titeln.

Die schrieb Lemper zu Anlässen wie "Ärger mit meinem Kerl" und nannte sie dann "Here is love". Wobei zu Beginn gar nicht klar war, in welcher Sprache sich der Titel abspielte, so heiß waren die Kartoffeln in Lempers Mund, um echt amerikanisch zu klingen.

Verstellung und Übertreibung charakterisierte auch ihre Jazzadaption, das wirkte im Konzertauftakt wie eine ungewollte Persiflage: Die Stimme tief verlebt im Hals, hysterisch in der Höhe, dazu mindestens ein Terzvibrato zum Ausschwingen der Phrasen, dann anbiedernd netter Scat-Gesang über Le-le-leverkusen.

"All that Jazz", ein Song aus dem Musical "Chicago" und damit der Hitliste der Ute Lemper, hätte als Motto über dem Abend stehen können. Die Big Band unter ihrem neuen Chef Rich DeRosa zeigte sich gewohnt flexibel: zwischen mexikanischen Trompeten und schummriger Akkordeon-Romantik.

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