Omar Sharif ist gestorben Wüstensohn und trauriger Russe

BONN · Der Filmschauspieler Omar Sharif, der mit "Doktor Schiwago" Weltruhm erlangte, ist im Alter von 83 Jahren gestorben.

 Omar Sharif und Julie Christie rührten 1965 in "Doktor Schiwago" Millionen Kinobesucher zu Tränen.

Omar Sharif und Julie Christie rührten 1965 in "Doktor Schiwago" Millionen Kinobesucher zu Tränen.

Foto: dpa

Schon sein zweiter Film war ein Fanal: In Jacques Baratiers "Goha" glänzte Omar Sharif neben der Debütantin Claudia Cardinale und erntete sogleich Aufmerksamkeit in Cannes. David Lean jedoch zündete die entscheidende Stufe dieser raketenhaften Karriere, als er den Ägypter aus syrisch-libanesischer Familie 1962 in "Lawrence von Arabien" grandios einführte: Aus flirrender Wüstenhitze kommt der unbekannte Reiter, der kurzerhand den Führer des Titelhelden erschießt, weil der verbotenerweise aus seinem Brunnen getrunken hatte.

Gleichwohl wird dieser stolze, glutäugige und wilde Stammesfürst Sherif Ali zum Kampfgenossen des von Peter O'Toole ebenso charismatisch verkörperten Lawrence. Hier hatte ein später Valentino die Leinwand mit unverschämtem Charme und Sex-Appeal erobert.

Es war wiederum Lean, der den Sohn eines betuchten Kairoer Holzhändlers 1965 im eher auf Moll gestimmten Melodram "Doktor Schiwago" endgültig zur großen Identifikationsfigur machte. Mochte der weit ausschweifende Film auch mit Boris Pasternaks Roman eher großzügig umgehen, so ließ die immer wieder aufflammende, letztlich doch unglückliche Liebe zwischen Jurij (Sharif) und Lara (Julie Christie) Millionen von Kinobesuchern ins Taschentuch schluchzen. Wobei Maurice Jarres sentimentaler Soundtrack gehörig nachhalf.

Sharif blieb lange auf Monumentalfilme abonniert, mischte beim "Untergang des Römischen Reichs" mit oder verkörperte Dschingis Khan und Che Guevara. Schon bevor er tatsächlich als professioneller Bridgespieler Furore machte, war er der unstete Glücksritter neben Barbra Streisand in "Funny Girl".

Zwar verschwand der 1932 in Alexandria geborene Mime nie ganz von der Leinwand, sackte allerdings zwischenzeitlich in die Nebenrollen-Liga ab. Seine glamouröse Selbstinszenierung als kosmopolitischer Lebemann und Frauenheld zwischen Bridge und Pferderennen wirkte zeitweise faszinierender.

Ein spätes Comeback glückte ihm 2003 als Titelheld in Francois Dupeyrons "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran". Eigentlich eine allzu nette Multikulti-Schmonzette aus einem pittoresken Pariser Armeleuteviertel. Doch offenbar hatte diese Rolle all die vergeudeten Jahre lang auf Omar Sharif gewartet. Ohne jedes Forcieren legte er seine bitteren Erfahrungen, aber auch eine stille Größe in die Figur des einsamen türkischen Lebensmittelhändlers. So wirkte der alte Mann glaubwürdiger als in Eric-Emmanuel Schmitts Vorlage. Lohn der Leistung war ein "César", nachdem der Schauspieler für "Lawrence von Arabien" und "Doktor Schiwago" je einen "Golden Globe" bekommen hatte.

Im Frühjahr diesen Jahres hatte sein Sohn Tarik bekannt gegeben, dass sein Vater an Alzheimer erkrankt sei, und nun ist Omar Sharif im Alter von 83 Jahren in Kairo an einem Herzinfarkt gestorben.

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