"Tosca" in Bonn Yannick-Muriel Noah: "Die Vielfalt begeistert mich"

BONN · Es war ihre Traumrolle - und das gleich bei ihrem ersten großen Auftritt. Yannick-Muriel Noah ist "Tosca" in ganz besonderer Weise verbunden, seit sie 2008 in einer Produktion der Canadian Opera Company die Hauptfigur der Puccini-Oper spielte und damit den Durchbruch schaffte.

Sie liebt die Musik von Verdi und Puccini: Die Sopranistin Yannik-Muriel Noah bei einer Probe zu "Tosca" in Bonn.

Foto: THILO BEU

"Diese Frau ist so faszinierend, so extrem", erzählt sie strahlend. "Einerseits jung und fürsorglich, andererseits feurig, leidenschaftlich, rachsüchtig. Diese Vielfalt hat mich schon immer begeistert." Jetzt ist die gebürtige Madagassin erneut in ihrem Element: An der Oper Bonn tritt sie als Floria Tosca auf. Und im Februar 2014 kommt noch die ebenfalls geliebte "Aida" hinzu.

Verdi und Puccini, das ist genau das Richtige für Noah. "Bei diesen Komponisten fühlt sich meine Stimme zu Hause", gesteht die 34-Jährige. Vor allem die vielschichtigen Charaktere Puccinis haben es ihr angetan. "In diesen Rollen gibt es sehr viel Subtext", erklärt sie.

Mit zahlreichen Deutungsmöglichkeiten und schauspielerischen Ansätzen. "Die eigentlichen Worte sind nur die erste Ebene. Doch erst an den darunter liegenden wächst man als Sänger." Damit eifert sie großen Sopranistinnen wie Maria Callas oder Renata Scotto nach - erstere gilt bis heute als große Tosca-Referenz, letztere als eine der besten Interpretinnen von Cio-Cio-San aus "Madama Butterfly", einer weiteren Lieblingsrolle Noahs.

Obwohl sie schon als Teenagerin Gesangsunterricht nahm ("dabei hatte ich eigentlich nicht gedacht, dass meine Mutter mir das erlauben würde", erinnert sie sich) und von ihrem Lehrer in die Welt der Oper eingeführt wurde, war der Weg zur professionellen Sopranistin mit internationaler Karriere für Yannick-Muriel Noah kein gerader.

"Ursprünglich habe ich Architektur studiert", erzählt sie. Bis sie dann 2005 für das Ensemble Studio Training Programm der Canadian Opera Company vorsang - und vom Fleck weg aufgenommen wurde. "Das war schon eine riesige Überraschung für mich. Ich hatte ja keine Erfahrung, war noch ganz grün."

Doch ihre Leidenschaft für die Bühne half - und erstaunlicherweise auch ihr früheres Studium. "Architektur und Oper haben in meinen Augen sehr viel gemeinsam. Ersteres ist die ultimative bildende Kunst, in der so viele verschiedene Fächer zusammenfließen. Literatur, Grafik, Bildhauerei... In der Oper ist das nicht anders."

Für ihr Engagement in Bonn ist die 34-Jährige samt ihrem Mann und ihren drei Kindern von Toronto an den Rhein gezogen. Nicht der erste Deutschland-Aufenthalt für Noah: "Vor zwei Jahren habe ich in Heidelberg gearbeitet und mich dort sehr wohl gefühlt. Als ich dann wieder in Kanada war, habe ich vieles aus Deutschland vermisst. Insofern bin ich froh, wieder hier zu sein." Zumal die Bonner Oper einiges zu bieten hat.

"Allein der Ausblick aus den Umkleiden auf den Rhein - das können nicht viele Häuser bieten", sagt Noah lächelnd. Ebenso wenig wie die Chance, gleich zwei Traumrollen in einer Spielzeit realisieren zu können.

Im Mittelpunkt von "Tosca" stehen die gleichnamige Sängerin und ihr Geliebter, der Maler Mario Cavaradossi, die im Rom des Jahres 1800 leben. Letzterer versteckt einen Freund, der als politischer Gefangener aus der Engelsburg geflohen ist.

Um diesen zu finden, schreckt Polizeichef Scarpia auch vor Folter nicht zurück - als Caravadossi sich dann auch noch zu den gleichen politischen Idealen wie sein Freund bekennt, droht im die Hinrichtung. Scarpia verspricht jedoch, diese nur zu inszenieren, wenn Tosca ihm zu Willen ist. Diese geht auf den Handel ein, ersticht allerdings den Polizeichef, als der seinen Lohn einfordern will.

Doch auch Scarpia hat seinen Teil der Abmachung jedoch nicht eingehalten: Cavaradossi wird tatsächlich hingerichtet. Daraufhin stürzt sich Tosca von den Mauern der Engelsburg in die Tiefe.

Info

"Tosca" feiert am 3. November um 18 Uhr in der Oper Bonn Premiere. Weitere Aufführungen: 8., 10., 16. und 30. November sowie an weiteren Terminen bis Ende März.