"Zauberflöte" in Bonner Oper neu inszeniert

Mozarts dreistündige Oper begeistert Jung und Alt durch unverblassten Glanz

"Zauberflöte" in Bonner Oper neu inszeniert
Foto: Thilo Beu

Bonn. Mozarts "Zauberflöte" ist zurück auf der Bühne der Bonner Oper, und wieder verzaubert ihr Ton das Publikum. Zur Wiederaufnahme der 1996 erstmals aufgeführten Inszenierung von Jürgen Rose waren viele Kinder und Jugendliche gekommen; ihr Durchhaltevermögen im Angesicht von fast dreieinhalb Stunden großer Oper und vor allem ihre Begeisterung sind ein Indiz für den unverblassten Glanz dieser "Zauberflöte".

Schon die Ouvertüre ist ganz freudige Erwartung; Thomas Wise ist mit dem Beethoven Orchester Bonn nicht nur schnell unterwegs, sondern auch pointiert, schwungvoll und tänzerisch elegant.

Wer das übermütige erste Es-Dur-Thema hört, verzeiht gern schon im Voraus die verschwurbelte Mythologie des Librettos: Freimaurersymbole, ägyptische Gottheiten, Zahlenmystik, Sonnenkult - alles, was Rose zur Einstimmung auf den Vorhang gemalt hat, kann man ertragen, solange diese herrliche Musik nicht aufhört.

Das tut sie des öfteren, und die ungekürzten Sprechpassagen der Inszenierung sind dann auch ihre größte Schwäche: Vor allem die weihevollen Reden des Sarastro ziehen sich in die Länge, zumal man den sängerisch leidlich überzeugenden Priester Ramaz Chikviladze kaum verstehen kann.

Auch der neue Papageno Lee Poulis kämpft mit Schikaneders Schikanen, macht aber Mängel in der Aussprache durch seinen warmen Bariton und sein Spiel wett: Poulis ist ein Vogelfänger zum Liebhaben, treuherzig, triebgesteuert und sehr komisch.

Auch das Debüt von Tansel Akzeybek als Tamino ist gelungen: Nicht nur steht ihm das Prinzenkostüm ausgezeichnet, Akzeybek spricht deutlich und singt mit geschmeidiger, in der Höhe leuchtender Tenorstimme. Dass Julia Novikovas Königin der Nacht auch außerhalb Bonns gefragt ist, überrascht nicht.

Was ihre Stimme in der Mittellage nicht hat, kompensiert sie durch gleißende Spitzentöne: Der Hölle Rache kocht zwar in ihrem Herzen, aber die sauberen, weich modulierten Koloraturen kommen direkt aus dem Himmel. Anna Virovlansky ist als Pamina auch bei der Wiederaufnahme ein Ereignis: Mit ihrem makellos schönen und gleichzeitig so ausdrucksvollen lyrischen Sopran verzaubert sie nicht nur ihren Prinzen.

Und wer vor lauter Entzücken über die Musik die Augen schließt, sollte sie schleunigst wieder öffnen, denn Jürgen Roses Bühnenbild ist ja auch noch da: ein mit kindlicher Fantasie gemaltes Zauberreich, in dem wenige Farben und einfache Mittel für verblüffende Effekte sorgen.

Die nächsten Vorstellungen: 3, 12., 23. und 25. Dezember.

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