Zeitgenössische Kunst aus Finnland im Künstlerforum

Ausstellung "Nahes Ufer - Fernes Ufer" - Schräger IWtz am Polarkreis - Wichtig sind Themen Landschaft, Natur und Licht

Zeitgenössische Kunst aus Finnland im Künstlerforum
Foto: Franz Fischer

Bonn. Man sollte nicht denken, nur weil Süd-Karelien im Osten Finnlands zur tiefsten europäischen Provinz gehört, dass die zeitgenössische Kunst hier auch allenfalls provinziellen Anspruch hätte. Das Gegenteil ist der Fall, wie die Ausstellung "Nahes Ufer - Fernes Ufer" im Künstlerforum zur Zeit eindrucksvoll zeigt

Die Ausstellung, kuratiert von der Spezialistin für finnische Kunst Ritva Röminger, ist Teil eines Austauschprojektes, für das im Frühjahr einige Bonner Künstler ihre Arbeiten im städtischen Kunstmuseum von Imatra nahe der russischen Grenze zeigen können. Die Qualität, die durch die Finnen vorgegeben wird, setzt die Messlatte in jedem Fall hoch. Ein Leben zwischen der Kunstszene in Helsinki, internationaler Ausstellungstätigkeit und künstlerischer Arbeit im ländlichen Süd-Karelien gehört für die ausstellenden finnischen Künstler zum Alltag.

Wichtig und inspirierend sind die Themen Landschaft, Natur und Licht, ohne dass auch nur ein einziges klassisches Landschaftsbild zu sehen wäre. Der Bildhauer Markku Hirvelä verarbeitet Kindheitserinnerungen an Mittsommernächte am Polarkreis in Bronzefiguren mit überlangen Schatten. Licht fängt Irma Laukkanen in ihrer wunderbar poetischen Glas-Installation ein, in deren einzelne Scheiben sie zarte Spuren mit dem Sandstrahler gefräst hat.

Beeindruckend auch die großformatigen dunklen Gouache-Bilder von Anne Tompuri, die aus Natureindrücken Seelenlandschaften formuliert. Kraftvolle und zugleich sensible Bildhauerarbeit liefert Olli Mantere mit seinen mehrteiligen GranitSkulpturen, in denen es um Veränderung, Tod oder die Möglichkeit der Heilung geht. Die beiden Videoarbeiten in der Ausstellung heben, jede auf ihre Weise, die Grenze zwischen Video und Wandbild auf.

Annu Vertanen projiziert Augen auf eine Tapete mit farbigen Flecken, während das Duo Hynninen / Saarinen kleine Äste und Videoaufnahmen von arbeitenden Männchen zu einem ebenso tiefsinnigen wie unterhaltsamen Video-Bild verbindet. Dass die Finnen den schrägen Witz ebenso lieben wie ihre Sauna, zeigen die Fotografien von Päivi Eronen und vom Künstlerduo "Jätkät", was soviel wie "die Kerle" bedeutet. Eronens Fotos von Badenden im Eisloch oder Saunen aus Torf werfen einen liebevollen Blick auf die kuriosen Vorlieben ihrer Landsleute. Ähnliches gilt für "Jätkät", die dazu noch sich selbst als Männer und Künstler ironisch aufs Korn nehmen. Unbedingt anschauen.

Künstlerforum Bonn, Hochstadenring 22; bis 4. Januar, Di-Fr 15-18, Sa 14-17, So 11-17 Uhr; Künstlergespräch am 6.12., 16 Uhr, Führungen am 7.12. um 15 Uhr und 4.1. um 16 Uhr.

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