Zigeunerjunge, wo bist du denn nun?

Michael Wiebuschs Hommage an die Schlagersängerin Alexandra im Bonner Theater im Ballsaal

Bonn. Mit Schmachtfetzen erster Güte sang sich Alexandra, bürgerlicher Name Doris Treitz, in den deutschen Schlagerhimmel. Dem Motto "Only the good die young" gemäß kam sie mit 27 Jahren bei einem tragischen Autounfall ums Leben. Unter dem Titel "Zigeunerjunge, wo bist du?" lässt das "HAMLETbüro Zwei" aus Berlin das Leben der Sängerin im Ballsaal Revue passieren. Und das Herz wird einem dabei so schwer wie der blinden Tochter des Fischers, deren Schicksal Alexandra vor 30 Jahren mit viel Pathos und Vibrato beklagte.

Zum Glück nicht so tränenrührig mimt die platinblonde Michaela Wiebusch die Sängerin. Ihre ausdrucksvolle Altstimme überzieht Schlager wie "Mein Freund, der Baum" oder "Auf dem Wege nach Odessa" nur mit einem zarten Hauch von Wehmut. Die neue Version von "Grau zieht der Nebel" mit Tango-Elementen gibt dem sonst eher trägen Lied ein angenehmes Maß an Pep.

Wiebusch, an Akkordeon und Orgel vom Musiker Kruisko perfekt begleitet, trällert allerdings nicht nur vor sich hin: Sie lockert das Programm mit Zitaten und eigenen Worten auf, stellt Vermutungen an, was Alexandra heute sagen würde, wenn sie nicht gestorben wäre. Dadurch drückt sie der Schlagersängerin und ihrem Werk den Stempel "wertvoll und zeitlos" auf.

Der exzentrischen Schlager-Diva verleiht Wiebusch verschiedene Gesichter: An den jeweiligen Text angelehnt, schlüpft die Künstlerin aus Berlin in diverse Rollen. Mal gibt sie sich unnahbar kühl, mal liebkost sie ihren Begleiter bei einem Liebeslied, um dann mit scheinbar gebrochenem Herzen, plakativ und wirkungsvoll, einen der Luftballons in Herzform zu zertreten, die zuvor in Massen von der Decke schwebten.

Spätestens da müssen die Zuschauer, vorausgesetzt, sie können dem Genre des Schlagers überhaupt etwas abgewinnen, ihre Schneuztücher hervorkramen, um sich die Sturzbäche von Melancholie und Tragödie aus den Augen zu wischen.

Die Vorstellung wird am Samstag, 10. März, um 20 Uhr im Theater im Ballsaal wiederholt. Karten unter Telefon 0228 / 79 79 01.

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