Ausstellung in Bonn "Zu schön um wahr zu sein" im Ägyptischen Museum

BONN · Die Entdeckung von Kunstfälschungen kann Skandale, ja sogar Prozesse auslösen und Ruf schädigend wirken, wenn man etwa an den Maler Wolfgang Beltracchi und den Kunsthistoriker Werner Spies als Gutachter denkt. Sie kann aber auch Neugier und Forschergeist wecken, wie die Ausstellung "Zu schön um wahr zu sein - Fälschungen im Ägyptischen Museum Bonn" gegenwärtig vorführt.

 Dieses Stück ist "zu schön, um wahr zu sein", wie das Siegel bekundet.

Dieses Stück ist "zu schön, um wahr zu sein", wie das Siegel bekundet.

Foto: Museum

Studenten der Ägyptologie haben den Bestand des Museums durchforstet und dabei etliche Ungereimtheiten ans Licht befördert und schließlich so etwas wie eine Skala der Ein- und Wertschätzung von zweifelhaften Objekten erstellt. Dabei haben sie Begriffe wie "Kopie", "Nachahmung", "Fälschung" "Täuschung" und "Eigenwert von Fälschungen" unterschieden, wobei die Grenzen der Zuordnung fließend sind.

Als sehr gute Fälschung wurde zum Beispiel das kalksteinerne "Schlachtungsrelief" aus dem Alten Reich erkannt. Erst auf den zweiten Blick zeigen sich geringfügige Abweichungen vom Original aus dem Grab eines Verstorbenen namens Mereru-ka. Sie beziehen sich insbesondere auf die Haar- und Körperbildung der Schlächter.

Auch einem kleinen nachgeahmten Kopf im expressiven Amarna-Stil wird Qualität attestiert. Auf den ersten Blick dagegen erweist sich das hölzerne "Schiffmodell mit Anubiskopf" als Fälschung. Zum einen hat der Schnitzer an die Stelle des gängigen Papyrusstängels einen Anubiskopf, der gänzlich fehl am Platze ist, auf den Vordersteven gesetzt und zum anderen den Bootsherrn falsch interpretiert. Denn er bestimmt nicht wie hier mit den Armen die Richtung des Bootes, sondern - ein poetischer Gedanke - lauscht einer Musik oder genießt den Duft einer Lotusblüte. Zuweilen fehlt es Fälschern eben am Know-how, wenn etwa eine bemalte Scherbe auf eine Gefäßgröße schließen lässt, die es auf der vorgetäuschten Stilstufe noch gar nicht gab.

Dass sehr wohl viel Geld im Spiel sein kann, belegen die Mumienporträts eines Paares, deren Schätzpreis ehemals 14 000 DM betrug. Während das Bildnis des Mannes eindeutig als Fälschung gilt, könnte das der Frau über ein Original gemalt worden sein. "It's a genuine antique", schrieb einst ein Händler erleichtert auf eine Expertise, nachdem er eine Holzplatte mit der Darstellung zweier Horusköpfe gewiss sorgfältig geprüft hatte.

Nicht immer sind Expertisen und Preise solide ermittelt. Doch auch erlaubte oder gar erwünschte Fälschungen, nämlich Souvenirs und Spielzeug, sind im Sinne des durchaus anerkannten "Eigenwerts von Fälschungen" in der lehrreichen Ausstellung zu sehen. Sie sollen ganz einfach Freude bereiten. In jedem Fall geht es darum, den Blick für die ägyptische Antike zu schärfen und dabei sogar die "Ästhetik des Nicht-Authentischen" anzuerkennen. Allerdings ist die Rezeption - nicht nur - altägyptischer Kunst stets auch vom herrschenden Zeitgeschmack abhängig.

Ägyptisches Museum der Universität Bonn bis 28. Juni; Di bis Fr 13 - 17, Sa und So 13 - 18 Uhr

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