Die Goldfarb-Zwillinge im Pantheon Bonn Zu zweit einzigartig gut

Bonn · Die Goldfarb-Zwillinge glänzen im Pantheon als großartiges Doppel. Dabei ist Selbstironie im Spiel, Skurrilität Programm und schräger Humor nicht mal alles. Zum Beispiel erfahren wir das Geheimnis der Sushi-Diät.

 Zu zweit einzigartig: Lisa und Laura Goldfarb.

Zu zweit einzigartig: Lisa und Laura Goldfarb.

Foto: Harald Kirsc/Harald Kirsch

Viermal musste das Gastspiel der Goldfarb-Zwillinge im Bonner Pantheon wegen der Pandemie verschoben werden. Jetzt endlich gelang der Auftritt dieser in jeder Hinsicht wunderbaren und wohl nicht nur in der deutschen Kabarettszene einzigartigen eineiigen Zwillingsschwestern. „Schon Kleist hat gesagt: Jedwedes Übel ist ein Zwilling“, stellen die vor Esprit sprühenden Folkwang-Absolventinnen (Schauspiel und Tanz) gleich zu Beginn ein mehr als fragwürdiges Diktum in den Raum. Goldfarb ist übrigens kein Künstlername, sondern der Mädchenname ihrer aus Argentinien stammenden jüdischen Mutter. Wenn Lisa und Laura (beide 40 Jahre alt, Laura ist fünf Minuten älter als ihre Schwester) auf die Bühne kommen, fällt als Erstes ihr umwerfender Charme auf und als Zweites ihre außergewöhnliche Körpergröße. Zusammen genommen, so beziffern sie es selbst, seien sie drei Meter hoch. Und machen das Naturgegebene auch sofort mit angenehmer Selbstironie zum ersten Thema.

Zu klein für die Kinderabteilung

„Wir können unsere Klamotten nur in der Kinderabteilung kaufen“, berichten sie. „Aber nicht bei H & M, die sind ja aus Schweden. Und schwedische Kinder sind nun mal größer.“ Und: „An den besten Wein kommen wir nicht heran – der steht im Supermarkt immer ganz oben im Regal.“ Dann ist der Punkt Körpergröße auch abgehakt – gut so, denn die Goldfarb-Zwillinge erreichen ganz andere Höhen. Sie verknüpfen mit Bravour autobiografische Skizzen mit gesellschaftspolitischer Satire, wobei sie es nicht nötig haben, auf Provokation um der Provokation willen zu setzen. Ihre punktgenauen, spitzfindigen Kommentare etwa zu Berlin-Prenzlauer Berg („Bullerbü der Bundesrepublik“), zur Generation „Facebook-Zombie“ und zur Anatomie der Asylverfahren haben Witz, Schärfe und Hintersinn. Dass Lisa und Laura Goldfarb seit vielen Jahren nicht nur als Schauspielerinnen arbeiten, sondern sich auch als Theater-Regisseurinnen einen Namen gemacht haben (Hersfeld-Preis), blitzt im Laufe dieses großartigen Abends immer wieder hervor.

Das Erfolgsgeheimnis der Sushi-Diät

Von erlesener Skurrilität sind Episoden wie die von „Kaninchen oder Kamikaze“, aber bei schrägem Humor belassen es die Zwillinge keineswegs, sondern transformieren die Nummer in eine politische Qualität, wenn sie fragen: „Schaut nicht der Hase im Mond auf uns alle herunter?“ Die durch Corona noch verstärkten Existenznöte vieler freischaffender Künstler behandeln die Schwestern in ihrem Kapitel „Van Life“, das Leben im Auto: „Romantisch, günstig und urban. Der Briefträger klemmt uns die Post unter den Scheibenwischer.“ Und bevor sie am Ende ohne Augenzwinkern nach dem gesellschaftlichen Stellenwert der Künste fragen („Warum Dschungelcamp und nicht Zauberberg?“), verraten sie noch das Erfolgsgeheimnis der Sushi-Diät: „Je abgelegener und heruntergekommener das Sushi-Restaurant, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, sich einen Bandwurm einzufangen.“

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