Kunst in Remagen Zwei Ausstellungen präsentieren Natureindrücke von poetisch bis elementar

Remagen · Zwei Kunstausstellungen, die am Wochenende in Remagens Kernstadt eröffnet haben, nähern sich der Natur. Und doch könnte der Zugriff auf das Objekt der Begierde von Gudrun Hillmann und Iris Schaarschmidt kaum unterschiedlicher ausfallen.

 Gudrun Hillmann stellt im M.A.S.H. aus.

Gudrun Hillmann stellt im M.A.S.H. aus.

Foto: Martin Gausmann

Gudrun Hillmann lädt den ModernArt Showroom (M.A.SH.) mit "Baumflüstern" auf. Die Remagener Mitbetreiberin der Galerie zeigt kleine lyrische Formate. Sie fangen auf Papier oder Leinwand in schwarz und farbig getuschten Linien kahle Stämme mit verrenkten Ast-Armen ein oder stellen Stücke abgeplatzter Rinde so groß dar, dass sie gleichsam zu Vertretern ganzer Bäume werden. Schnell wird dem Betrachter klar: Diese verspielten Gewächse sind durch Hillmanns Fantasie-Filter gegangen.

So mutieren sie zu kuriosen Wesen mit Anlagen zu Fisch und Vogel. Mal wenden sie sich einander zu. Mal tanzen sie oder hüpfen in Reihe wie auf der Bühne durchs Bild. Dazu gibt es naturnahe als auch geometrisch abstrahierte Bäume in Acryl und Ölkreide sowie eine verwunschene Collage, die inmitten von Stämmen und überzogen von zartem Gespinst, einer blauen Blume "Asyl" gewährt. Ihre Talente als Malerin und Dichterin vereint Hillman in sogenannten "Wort-Collagen".

Entschieden ruppiger und rauer formuliert Iris Schaarschmidt, die in Christoph Noebels Artspace K2 mit erstaunlichen Landschaftsausschnitten vertreten ist. Unter dem Titel "Kommen und Gehen" präsentiert die Künstlerin aus Straubing, die Kunsterziehung an der Stuttgarter Akademie der Bildenden Kunst studierte, die Natur derart ungestüm und wild, als ob diese kaum je eine kulturelle Überformung erhalten hätte. Oft taucht sie ohne Angabe des Horizonts direkt ins Wachstumschaos ein.

Da treiben Äste, Stiele, Blätter und Blüten in alle Richtungen aus, kämpfen um Licht und Raum, von denen Gedeih und Verderb abhängt. Das wirkt nie wirklich anheimelnd, zuweilen bedrohlich, immer aber äußerst vital, was auch der pastosen Malweise geschuldet ist, in der Schaarschmidt die Farbe als Relief auf dem Malgrund stehen lässt.

Sie ist eine der heute selten gewordenen Malerinnen, die ihr Motiv, am liebsten Gesträuch samt eingewachsenen Landschaftsgeräten und verdorrende Sonnenblumen, direkt in der Natur einfangen.

Nicht Skizzen zur Nachbereitung im Atelier entstehen, sondern komplette Ölgemälde. Regelrecht vermummt zieht die Künstlerin selbst im Winter nach draußen, um ihre Eindrücke eines komplexen Farb- und Formengestöbers zu bannen. Etwas Elementares treibt sie um: "Was mich fasziniert, ist das Gestrüppige. Das ist unübersichtlich und muss geklärt werden. Indem ich das auf der Leinwand tue, kläre ich auch etwas Inneres."

Info

"Baumflüstern" im M.A.S.H., Kirchstraße 25, ist bis 24. November samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. "Kommen und Gehen" im Artspace K2, Kirchstraße 2, hat bis 31. Dezember mittwochs bis samstags von 15 bis 18.30 Uhr geöffnet.

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