Theater-Vorschau Zwei Psychodramen als letzte Premieren der aktuellen Spielzeit in Bonn

Bonn · Das Schicksal ist ein Biest. Eines, das keine Wahl lässt, das sich festsetzt und den Weg vorzeichnet, der gerne mal in einer Tragödie mündet. Oder in zweien. So wie in den letzten beiden Premieren des Theaters Bonn in der aktuellen Spielzeit, George F. Walkers "Nur für Erwachsene" (Premiere am Montag). Marina Carrs "Am Katzenmoor" (Premiere am kommenden Mittwoch).

 "Am Katzenmoor": Alle wissen, dass eine Tragödie bevorsteht (Probenfoto).

"Am Katzenmoor": Alle wissen, dass eine Tragödie bevorsteht (Probenfoto).

Foto: Lilian Szokody

Dunkle Stücke, die sich dennoch beide durch einen teerschwarzen Humor auszeichnen. Schon die Vorbilder deuten die zu erwartende Katastrophe an: In "Am Katzenmoor" greift die Irin Carr unter anderem den Medea-Stoff auf und vermischt diesen mit dem dörflichen Milieu, in dessen Morast alle Beteiligten gefangen bleiben und sehenden Auges auf ihren Untergang zusteuern.

Im Mittelpunkt steht Hester Swane, aufgewachsen als Waise, erzogen von der seltsamen Katzenfrau und schon allein deswegen eine Außenseiterin. Dennoch hat sie es geschafft, Carthage Kilbride zu heiraten, ihm ein Kind zu schenken - doch nun will ihr Mann sie zu Gunsten der Tochter des Großgrundbesitzers Xavier Cassidy verlassen. Und das Unheil nimmt seinen Lauf.

"Alle wissen, dass eine Tragödie bevorsteht, können sie aber nicht aufhalten", erklärt Tanja von Oertzen, die das orakelhafte Katzenweib verkörpert. "Gerade meine Figur warnt immer wieder, wird aber wie Kassandra ignoriert." Rolf Mautz, der den Xavier spielt, sagt mit Blick auf seine Rolle: "Er ist der Familien- und der Dorf-Patriarch. Kein großer Sympathieträger, aber gerade deswegen macht es so unglaublich viel Spaß, ihn zu spielen."

Die Begeisterung für dieses Stück mit seinen zahlreichen Anspielungen auf die großen griechischen Tragödien merkt man den beiden erfahrenen Akteuren deutlich an. "Es ist wirklich großartig. Und diese Bühne. Ich will jetzt nicht zu viel verraten, aber in all meinen Jahren als Schauspieler habe ich noch nie so ein tolles Bühnenbild erlebt", lobt Mautz.

Nicht minder dunkel geht es in "Nur für Erwachsene" zu, dessen Quellen allerdings eher in Thriller und Kammerspiel liegen. "Das Stück ist gewissermaßen eine Fortsetzung von 'Genie und Verbrechen', stammt aus dem selben Zyklus und spielt sogar im selben Motelzimmer", erklärt Dramaturg Ingo Piess. In diesem treffen sich Staatsanwältin Jayne und Polizist Max zu einer heimlichen Affäre - und so ganz nebenbei zu einem für beide Seiten vorteilhaften Deal. "Den Glauben an das Gute haben beide bereits verloren", sagt Piess.

"Nur für Erwachsene": Premiere am Montag, 28. Mai, 20 Uhr in der Werkstatt. "Am Katzenmoor": Premiere am Mittwoch, 29. Mai, 19.30 Uhr, in der Halle Beuel.

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