Matthias Deutschmann im Pantheon in Bonn Zwei Sender und nur ein Sarg

Bonn · Matthias Deutschmann ist mit seinem neuen Programm „Mephisto Consulting“ ins Bonner Pantheon gekommen. Rund 400 Zuschauer sind auch da, und sie bereuen ihr Kommen nicht.

 Es gibt viel zu beklagen: Matthias Deutschmann.

Es gibt viel zu beklagen: Matthias Deutschmann.

Foto: Harald Kirsch

Rückblick. Am 17. Oktober 2020 bestreitet Matthias Deutschmann die Uraufführung seines neuen Programms „Notwehr für alle“ im Pantheon. Eigentlich hätte diese Premiere im Düsseldorfer Kom(m)ödchen stattfinden sollen, aber wegen der Corona-Pandemie ist jenes Kabarett-Theater einstweilen geschlossen. An besagtem Oktoberabend sitzen außer dem Autor dieser Zeilen noch 139 weitere Zuschauer im Saal. Normalerweise eine Enttäuschung für einen Namen wie Deutschmann, aber in jener Phase der Pandemie ist das schon das obere Ende der Skala. Zwei Dinge bleiben (neben den großen Abständen zwischen den Tischen im Theatersaal) besonders im Gedächtnis haften: Deutschmann tritt ohne sein Markenzeichen, das Cello, auf – stattdessen wird er von Helmut Lörscher am Piano begleitet. Und die herrlich diabolische Wortschöpfung für eine Unternehmensberatung: Mephisto Consulting.

Diesmal wieder mit Cello

Dieser Name hat es dem Kabarettisten offenkundig so angetan, dass er ihn auch gleich als Titel für sein nächstes Solo verwendet: „Mephisto Consulting“ feierte am 8. Oktober 2022 seine Uraufführung im Düsseldorfer Kom(m)ödchen (sic!) und erlebte jetzt seine Bonn-Premiere im Pantheon. Übrigens vor rund 400 Zuschauern im damit fast ausverkauften Saal, wie es sich gehört. Und diesmal hat Deutschmann auch sein Cello wieder dabei. Zum Auftakt entlockt er dem Instrument die Tonfolge von „God Save The Queen“, pardon, „King“ muss es ja inzwischen heißen. „73 Jahre ist der Charles jetzt. In dem Alter kann man Papst werden, wenn man Glück hat. Oder Fifa-Präsident.“

Deutschmann verharrt noch ein bisschen bei den gigantischen Trauerfeierlichkeiten für Queen Elizabeth II. und imitiert mit seinem Cello einen Dudelsack – wohl ein Verweis auf Balmoral Castle in Schottland, wo die britische Königin verstarb. „ARD und ZDF waren beide in London“, erinnert Deutschmann. „Zwei große Sender und nur ein Sarg, das riecht nach Gebührenverschwendung.“ Spricht es und lässt das zuletzt zitierte Wort wie bestellt und nicht abgeholt im Raum verhungern. Kein weiterer Kommentar. So macht er das leider auch an einigen weiteren Stellen des Abends. Es wirkt dann fast so, als wolle der alte Politkabarettist-Hase ausdrücken: Ich könnte dazu noch vieles sagen, aber ach, es gibt ja noch so viel anderes zu beklagen.

Süffisante Seitenhiebe

Und das gibt es ja in der Tat, und hier punktet „MD“ souverän. Siehe zum Beispiel seine süffisanten Seitenhiebe auf das Phänomen der Trigger-Warnungen („Das Programm enthält Mikro-Aggressionen“) und die – nennen wir es kurz und bündig – Winnetou-Debatte: „Wenn mir während des Abends Rastalocken auf dem Kopf wachsen, schreien Sie bitte nicht ‚kulturelle Aneignung‘.“ Und sollte es wider Erwarten mit Mephisto Consulting nicht laufen, liebäugelt Deutschmann gar mit der insolventen Münchner Lach- und Schießgesellschaft: „Ich könnte den Impresario mimen, wie einst Sammy Drechsel.“ Wird aber nicht passieren. Consulting ist schließlich das zweitälteste Gewerbe der Welt.

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