Was sollte er machen? Zeuge Jehovas konnte er nicht werden: „So einen wie mich lässt doch keiner ins Haus.“ Bewerbungsschreiben statt „mit freundlichen Grüßen“ mit „man sieht sich“ abzuschließen, klingt zwar frisch und originell, zeugt auch von einem gewissen Selbstbewusstsein, hat sich aber letztlich doch nicht als so erfolgreich erwiesen. Dann kommt der Mann auch noch aus Bielefeld, von dem manche nach wie vor behaupten, das gäbe es gar nicht. Tja, so ist Abdelkarim – Sohn marokkanischer Einwanderer – eben bei der Comedy gelandet; live und in Farbe, auf dem Fernsehbildschirm. Alles in allem also keine üble Entscheidung, wie eine Nominierung für den Prix Pantheon 2012, der Jurypreis beim Kleinkunstfestival der Wühlmäuse in Berlin oder auch der Bayerische Kabarettpreis in der Sparte „Senkrechtstarter“ beweisen. Ja tatsächlich: Kabarett! Weil Abdelkarim einen ganzen Abend lang souverän zwischen beidem mäandert – so wie jetzt im Haus der Springmaus.

Den roten Faden, das Titelthema an sich, gibt es zwar nicht – was man seinem Solo „Zwischen Ghetto und Germanen“ durchaus als Schwäche ankreiden könnte. Doch andererseits – falls es tatsächlich eine ist – macht er das mit Charme, Selbstironie und genüsslich inkorrekten Pointen spielend wieder wett. In Zügen und Straßenbahnen wird er endlich nicht mehr kontrolliert: „Das geht dabei wohl nach Hautfarbe, und das geht eben auch dunkler als Marokko.“ Zwischen den Zeilen schimmert durch, dass Abdelkarim ein wacher und sehr aufmerksamer Beobachter ist, der zwischen aufrichtiger Akzeptanz, bloßer Unkenntnis und (noch) halb verschleierter, aber gezielter Fremdenfeindlichkeit wohl zu unterscheiden weiß. Dass er das auf kumpelhafte-coole Art kommentiert, heißt nicht, dies zu unterschätzen. Ganz im Gegenteil.