Bonner Künstler Roman Langs wilde und schräge Ausstellung in der Galerie Gisela Clement

Bonn · Eine Entdeckung: Roman Lang präsentiert seine Arbeiten in der Bonner Galerie Gisela Clement. Der Bonner Künstler hat seine erste Einzel-Schau in der Stadt.

 Roman Lang: Wandarbeit „ZIL“, 2019.

Roman Lang: Wandarbeit „ZIL“, 2019.

Foto: Galerie Clement

Wie materialisierte Blitze zucken Roman Langs Wandarbeiten durch die Bonner Galerie Gisela Clement. Gezacktes rohes Holz, darüber eine schematische Linien-Zeichnung, darüber Farbe mit Zeichnung, die eine perspektivisch dargestellte Struktur aus Stahlträgern oder Kanthölzern suggerieren. Die Dynamik ist enorm, die dominierende Diagonale entfaltet einen gewaltigen Zug.

Es steckt viel Action in den Arbeiten, die Lang unter dem Titel „Wand im Getriebe“ präsentiert. Die Dynamik rührt auch daher, dass keines seiner Objekte „fertig“ ist. Es scheint vielmehr, als habe er nach geistiger Vollendung der Bildidee den Prozess einfach abgebrochen. Lässig bis nachlässig lässt Lang an den Enden das Holz splittern, stört die Akkuratesse der geometrischen Malerei durch Fehler und absichtliche Unsauberkeiten, wirkt in kleinen Details betont schlampig, wo sein Konzept eigentlich höchste Präzision zu verlangen scheint.

Das Spiel mit der Erwartung

Offensichtlich ist sein Konzept aber das Spiel mit der Erwartung des Betrachters, dem kühle Geometrie versprochen wurde. Die bietet aber lediglich das Gerüst für allerlei Brüche: Die erwähnten Nachlässigkeiten und Zerstörungen gehören ebenso dazu wie betont malerische Farbfelder oder Partien, in denen die Holzstruktur aus Maserungen und Astlöchern ein ästhetisches Eigenleben führt.

Mit derlei Elementen konterkariert Lang eine weitere Erwartung des Publikums, das sich auf den ersten Blick mit einem Nachfahren der Hard-Edge-Malerei der 1960er/1970er Jahre sowie der insbesondere durch Frank Stella daraus entwickelten Richtung Shaped Canvas konfrontiert sieht. Stella kündigte dem Prinzip des rechten Winkels und passte die Umrisse seiner Bilder dem malerischen Motiv an. Lang nennt seine großformatigen, mit Acryl und Sprühlack bearbeiteten Holztafeln Shaped Boards: Virtuos und mit der Unbekümmertheit eines Street-Art-Künstlers unterläuft er die Standards und Erwartungen und schafft dadurch etwas Neues, Wildes, Überraschendes, leicht Schräges. Hochinteressant in der Ausstellung ist, wie variantenreich Langs System ist, das mal flächig, mal räumlich interpretiert wird; mal aus addierten Elementen besteht, mal aus heterogenen Formen, die zueinander im Kontrast stehen; mal einer höheren Ordnung zu folgen scheint oder das pure Chaos verkörpert; mal die dritte Dimension nur suggeriert, mal den Schritt dahin vollzieht. Eine spannende Schau.

Für die Region ist Lang eine Entdeckung

Es ist die Premiere des in Bonn und Düsseldorf lebenden, 1976 in Neumarkt in der Oberpfalz geborenen Künstlers in der Galerie Clement. Studiert hat er unter anderem an der Münchner Kunstakademie bei Ben Willikens, von dem er zumindest die Beherrschung des Raums, eine gewisse Bühnenhaftigkeit seiner Kunst gelernt hat.

 Für die Region ist Lang eine Entdeckung, allein in der Gruppenausstellung „All together now“, 2015 im Künstlerforum Bonn, war er hierzulande zu sehen. Etliche der Arbeiten in der Ausstellung bei Gisela Clement wurden exklusiv für diese Schau geschaffen.

Galerie Gisela Clement, Lotharstraße 104; bis 25. September. Mi-Fr, 14-18 Uhr. Zur Ausstellung „Wand im Getriebe“ ist ein Katalog mit einem Text von Lisa Felicitas Mattheis (Kunsthalle Emden) erschienen. Im Rahmen des Projekts „Presence in Absence“ werden Künstler der Galerie im Internet präsentiert. Aktuell die Künstlerin Keti Kapanadze (www.galerie-clement.de).

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