Verfilmung von Erich Kästners "Fabian" Romanze im babylonischen Berlin

Regisseur Dominik Graf präsentiert mit der Kästner Verfilmung „Fabian“ eine traurige Liebesgeschichte und ist dabei stets auch am Puls seiner eigenen Zeit.

 Tom Schilling als Werbetexter Jakob Fabian in „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“.

Tom Schilling als Werbetexter Jakob Fabian in „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“.

Foto: dpa/-

Der Zug fährt ein im Berliner U-Bahnhof Heidelberger Platz. Alles sieht hier ganz gegenwärtig aus. Die orangefarbenen Waggons. Die Werbetafeln. Die Kleidung der Fahrgäste, die aussteigen und Richtung Ausgang streben. Die Kamera folgt ihnen durch die langen Gänge und hängt sich an einen Mann mit dunkler Jacke, den man nur von hinten sieht. Er eilt die Treppe hinauf. Das helle Tageslicht blendet ein wenig. Bevor sich die Augen daran gewöhnt haben, ist der Mann in der Menge verschwunden. Aber die Menschen hier oben sehen anders aus. Die Männer tragen Hüte und Anzüge, die Frauen Kleider aus einer anderen Zeit, denn die Stufen haben das Publikum aus der Gegenwart geradewegs ins Berlin des Jahres 1931 geführt. „Dieser verdammte Krieg“ hört man eine Stimme sagen und mit Tom Schilling kommt erstmals ein bekanntes Gesicht ins Bild. Fast schon schwerelos und gleichzeitig eindringlich verzahnt Dominik Graf gleich zu Beginn seiner Erich-Kästner-Verfilmung „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ Vergangenheit und Gegenwart miteinander. Die Anfangsszene wirkt wie ein Zauber, der dafür sorgt, dass sich die folgenden drei Kinostunden im Berlin der Weimarer Republik auch ohne angestrengte Modernisierungen ungeheuer heutig anfühlen.