Alanus-Ringvorlesung Sehnsuchtsort Baumhaus

Bonn · Mit „Architektur am, im und mit Wald“ endet die Alanus-Ringvorlesung „Lust auf Wald“.

 Baumhaus Djuren. Aus dem Buch „Baumhäuser – Neue Architektur in den Bäumen“ von Andreas Wenning,  336 Seiten, 450 Abbildungen.

Baumhaus Djuren. Aus dem Buch „Baumhäuser – Neue Architektur in den Bäumen“ von Andreas Wenning,  336 Seiten, 450 Abbildungen.

Foto: Wenning

Es ging um den Abenteuerplatz Wald und den Mythenort, um den Inbegriff von Wildnis, das Ökosystem und die Holzfabrik, um „entwaldungsfreies Wirtschaften“ und „syntropische Agroforstwirtschaft, um Baumgötter und Friedwälder: In zehn Veranstaltungen hat die Alanus Hochschule seit Oktober im Rahmen einer interdisziplinären Ringvorlesung das Thema „Lust auf Wald“ durchdekliniert und von allen erdenklichen Seiten beleuchtet. Laut Pressesprecherin Julia Wedel waren die Veranstaltungen sehr gut besucht: Absoluter Hit sei der Waldspaziergang im Kottenforst Mitte November gewesen. Am kommenden Montag endet die Reihe mit einem Vortrag von Professor Benedikt Stahl, Prodekan des Fachbereichs Architektur, Lehrgebiet Architektur und Stadtraum. Sein Thema: „Lust auf Bauen. Über Architektur am, im und mit Wald.“

„Die Lust am Wald, hat ja etwas ganz Ursprüngliches, schon als Kind hat man Lust auf Wald, und darauf, etwas mit Stöcken zu bauen“, erzählt Stahl, „wir haben ein romantisches Verhältnis zum Wald, meinen da ist alles gut.“ Gefährdungen und Gefahren werden dabei gerne ausgeblendet. Problematisch sei auch etwa die Gleichsetzung von Holz und Gemütlichkeit, sagt er und, bricht auch eine Lanze für Beton, „gute Architektur wird nicht nur aus einem bestimmten Material entstehen“.

Wir sind grüner geworden

Seinen Vortrag wird er in die Kapitel „am“, „im“ und „mit Wald“ gliedern. Das Haus am Wald erfülle Sehnsüchte und sei durch Überlegungen wie „Wie viel Natur lassen wir in unsere Häuser hinein, und welche Beziehung haben wir zur Außenwelt?“ geprägt. Das gelte nicht nur für das Wohnen am Waldrand, auch in der Stadt gebe es Häuser, die sich nach außen hin öffnen, oder wo großer Wert auf Garten gelegt wird. „Wir sind grüner geworden“, sagt Stahl, „in den Köpfen und in unserer Gesellschaft tut sich gerade etwas“. Es gebe eine Sehnsucht nach einem gesunden Verhältnis zur Natur, danach, im Einklang mit der Natur zu leben.

Das Unterthema „Architektur im Wald“ führt direkt zu den Baumhäusern, „ein ganz ursprünglicher Impuls“, sagt Stahl, „da wird eine Abenteuerlust befriedigt“. Das ist auch der Ort schöner Baufantasien und erstaunlicher architektonischer Lösungen. Eine kleine Internet-Recherche führt zu Beispielen, die die „Lust auf Wald“ extrem wecken. Da gibt es etwa „Baumhaus-Ferien de luxe“ in der 35 Quadratmeter großen „Suite im Baum“ des Südtiroler „Meisters Hotel Irma“, wo man in zehn Metern Höhe logiert und durch drei Panoramafenster aufs Meraner Land blickt. Der Komfort ist erstaunlich.

Hochhaus aus Holz

Eine Spur rustikaler geht es im bayerischen Pöttmes zu: Da kann man Urlaub auf dem Bauernhof aber auch im Baumhaus buchen, mit dem Hinweis, dass dort „unerfüllte Kindheitsträume“ Realität würden. Vielleicht führt das Baumhaus-Dasein auf Zeit zum Wunsch nach einer dauerhaften Behausung. Ein Besuch auf der Internetseite „baumraum.de“ offenbart ein weites Feld überaus origineller Baumhaus-Lösungen mit „Erlebnisräumen für Kinder und Erwachsene“ – von futuristisch bis märchenhaft-verträumt. Mitunter trifft man hier auf wirklich gute Architektur.

Das Unterthema „Architektur mit Wald“ führt uns direkt auf die Felder Ressource Wald, mit Holz bauen. „Nachwachsende Rohstoffe werden mehr und mehr in der Architektur beachtet“, sagt Stahl, was durchaus auch für den urbanen Raum gelte, wo es sogar Hochhäuser gebe, die aus Holz gebaut sind. Eines der höchsten steht in Brumunddal, Nowegen. Das Hochhaus hat 18 Etagen und ist 85,5 Meter hoch.

Das Kapitel führt direkt in die Lehre der Alanus Hochschule. „Holz ist das ideale Material, um in der Architektur zu erfinden, zu experimentieren“, sagt Stahl, „man kann ganz unbedarft herangehen“. Er meint damit das Entwickeln von Ideen, die Planung im Modell. Es gebe aber auch eine Reihe von Vorlesungen und Veranstaltungen, die um das Thema Holz kreisen.

Holz-Forschung in der Alanus Hochschule

Und Alanus-Professoren, die sich darum kümmern. Mathias Wirths etwa, Professor für Bautechnologie und Experte für Tragwerklehre, nennt seine Forschungsschwerpunkte „das Erleben von Lehre, Umsetzen neuer Konstruktionsideen, Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen“. Er war Ansprechpartner für das Projekt „Biobasierte Produkte – Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen“ in Kooperation mit der Universität Bonn und der Hochschule Bonn-Rein-Sieg.

Sein Kollege Marek Novak, bei Alanus Professor für konstruktives Entwerfen, forscht über „konstruktives Entwerfen, Baukonstruktion, Bauweisen, Konstruktionsprinzipien von Bauteilen, Materialität und Konstruktion“, leitete Workshops wie Organik Heute – „Learning from nature“. Swen Geiss, schließlich, Professor für das Lehrgebiet Architektur und Ressourcen, forscht zu „Architektur & Ressourcen, Gebäudetypologien, Nachhaltigkeitskonzepte für den Gebäudebestand, Reaktivierungs- & Beteiligungskonzepte, gemeinschaftsorientierte Projektentwicklung“ und realisierte das Projekt „Holzbox – altengerechtes Wohnhaus als KfW-60 Haus“ in Solingen.

„Das Thema Bauen mit Holz spielt bei uns in allen Fachgebieten immer eine Rolle“, sagt Stahl. „Wir Architekten arbeiten sogar in einem Holzhaus.“ 

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