CD-Tipp So ist das neue Album vom David Orlowsky Trio

Hamburg · David Orlowsky Trio: Die CD „One Last Night“ ist der Mitschnitt eines denkwürdigen Konzerts in der Hamburger Elbphilharmonie, das noch einmal alles auffuhr, wofür dieses Trio bekannt ist.

CD-Tipp: So ist das neue Album vom David Orlowsky Trio
Foto: Sony

„Bucovina“, das Eingangsstück, entführt den Hörer gleich mit fiebrigen Klarinettenklängen und einer packenden Bass- und Gitarrenbegleitung mitten in den Balkan. Melancholie trifft auf ausgedehnte, verträumte, lyrische Passagen und einen geradezu aggressiven Rhythmus. Der Sound ist unverwechselbar – die Handschrift stammt vom David Orlowsky Trio. „Chamber-World-Music – Kammerweltmusik“ nennen die drei Musiker ihre Verbindung von Klezmer, Jazz und arabischer Musik im Ensemblespiel. Nach 20 Jahren löst sich dieses wunderbare Trio auf. Gerade finden noch die letzten Konzerte ihrer Abschiedstournee statt: Am 26. August verabschieden sich die Musiker von ihren Fans in Berlin, vom 27. bis 30. August kann man sie noch einmal beim Schleswig-Holstein Musik Festival erleben, wo sie an vier Abenden an vier Orten zu hören sind. Dann ist Schluss.

Was bleibt, ist eine überwältigende Diskografie und ein wunderschönes Abschiedsalbum und -geschenk: „One Last Night“ ist der Mitschnitt eines denkwürdigen Konzerts in der Hamburger Elbphilharmonie, das noch einmal alles auffuhr, wofür dieses Trio – Orlowsky, Klarinette, Jens-Uwe Popp, Gitarre, Florian Dohrmann, Kontrabass – bekannt ist. Leidenschaftliches Spiel, Präzision und Improvisationsfreude, Sentiment und Tempo, Stimmungswechsel, traumwandlerische Interaktion und ein Schmelz, der keine Berührungsängste zum Kitsch hat. Eine wichtige Zutat, wenn Klezmer so richtig ans Herz gehen soll.

„One Last Night“ versammelt Stücke aus 20 Jahren Trio-Geschichte. Viele Eigenkompositionen wie das raffinierte „Ultimate Bulgar“ sind dabei, das als rassige Flamenco-Nummer startet und dann in einen hitzigen Klezmer-Parforce-Ritt (mit iberischen Zitaten) mündet. Zu hören sind aber auch Traditionals wie „Donna, Donna“, herzzerreißend gespielt, Baden Powells herrlich interpretierter brasilianischer Walzer „Valsa Sem Nome“ oder „Lebedig un Freylach“ aus der Feder des rumänischen Klezmer-Urgesteins Abe Schwartz.

Das Publikum in der Elbphilharmonie war hörbar hingerissen von der feurigen Performance.

David Orlowsky Trio: „One Last Night“ (Sony)

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