Neu im Kino Sophie Turner glänzt in "X-Men: Dark Phoenix"

Bonn · Die "Game of Thrones"-Schauspielerin schlüpft überzeugend in die neue Mutanten-Rolle der Jean Grey. Nach "Wonder Woman" und "Captain Marvel" steht nun also auch bei den "X-Men" eine machtvolle weibliche Heldin im Zentrum.

 Sophie Turner als Jean Grey/Phoenix.

Sophie Turner als Jean Grey/Phoenix.

Foto: Twentieth Century Fox/

Im Kanon der Superhelden-Blockbuster ragten die X-Men-Filme stets heraus. Die muntere Mutanten-Truppe verstand sich schon lange, bevor die Avengers aus marktwirtschaftlichen Gründen in die Team-Bildung gedrängt wurden, als Kollektivunternehmen. Nicht die übernatürlichen Kräfte des Einzelnen, sondern das Zusammenspiel aller Beteiligten stand hier stets im Zentrum der Erzählung. Die fehlende Fixierung auf eine strahlende Heldenfigur erlaubte es den Drehbuchautoren auch ihre Charaktere sehr viel widersprüchlicher anzulegen, als es in diesem Genre üblich ist.

Magneto etwa, der durch eigene Leiderfahrungen im Konzentrationslager zu einem wütenden und misstrauischen Machtmenschen wird, gehört immer noch zu den interessantesten Figuren im breit gefächerten Arsenal Superhelden. Das Gefühl für die eigenen Kräfte und deren verantwortungsbewusste Kontrolle gilt im X-Men-Universum als wichtigste Herausforderung für die Mutanten.Das gilt auch und besonders für die neue Heldin Jean Grey (Sophie Turner), die als kleines Mädchen von Charles Xavier (James McAvoy) als Härtefall in die Mutantenschule aufgenommen wurde und dort den Umgang mit ihren zerstörerischen Fähigkeiten gelernt hat.

Nach „Wonder Woman“ und „Captain Marvel“ steht nun also auch bei den „X-Men“ eine machtvolle weibliche Heldin im Zentrum. Dabei hat das Franchise die Quotenpolitik eigentlich weniger nötig als andere, denn wie Raven (Jennifer Lawrence) zu Beginn richtig feststellt: „Es sind immer die Frauen, die euch den Arsch retten. Es ist an der Zeit, den Laden in „X-Woman“ umzubenennen“.

Als die Mutanten ins Weltall ausrücken, um die Astronauten einer angeschlagenen Raumfähre zu retten, gerät Jean in einen ominösen Solarstrudel, dessen Feuersturm sie auf wundersame Weise überlebt. Aber danach hat sie sich selbst und ihre Kräfte nicht mehr im Griff. Auch Xavier kann mit all seinen telepathischen Fähigkeiten die Feuerfrau, die nun auch Dark Phoenix genannt wird, nicht mehr erreichen. Wenn die Wut in ihr hoch kocht, treten feine leuchtende Risse in das Gesicht und mit einer kleinen Handbewegung kann Jean ein Einfamilienhaus in Schutt und Asche legen. Diese potenzierten Wunderkräfte bleiben auch einer machthungrigen Alien-Frau nicht verborgen, die sich des Körpers von Jessica Chastain (immer eine gute Wahl) bemächtigt hat.

Machtposition im Universum

Die Außerirdischen sind schon lange auf der Suche nach jener solaren Kraft, die sich in Jean gebündelt hat und ihnen endlich zur ersehnten Machtposition im Universum verhelfen soll.

Und natürlich sind auch die Normalo-Menschen mit ihrem militärischen Verfolgungsapparat nach einigen zerstörerischen Auftritten hinter Jean her. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an Magneto (Michael Fassbender), der mit seinen Gefolgsleuten friedlich in einem Mutanten-Reservat lebt. Schließlich verfügt der Mann über einschlägige Erfahrung, wenn es um die Folgewirkungen unkon-trollierter Superkräfte geht. Anders als die Powerfrau-Kolleginnen Wonder Woman und Captain Marvel, die ihre übernatürlichen Fähigkeiten als geradlinige, moralisch integre Heldinnen einsetzen, ist diese Dark Phoenix eine deutlich widersprüchlichere Frauenfigur, die sich lustvoll ihrem Machtrausch hingibt und daraus immer wieder verkatert aufwacht.

Sophie Turner, die aus „Game of Thrones“ ins „X-Men“-Lager gewechselt ist, spielt ihre Figur als Getriebene, die Kindheitstraumata aufarbeiten, mit der neuen Machtposition klar kommen und sich gegen außerirdische Vereinnahmung zur Wehr setzen muss. Regisseur Simon Kinberg setzt in dieser „X-Men“-Folge mehr auf die inneren als auf die äußeren Kämpfe der Figur und auf die Konflikte, die sie im weltlichen Machtgefüge auslöst. „Dark Phoenix“ ist kein überstürzter Anbiederungsversuch an die Me-Too-Ära, sondern eine moderat feministische Fortschreibung der Comic-Saga. Hier werden keine eindimensionalen Power-Frau-Mythen beschworen, sondern weibliche Machterfahrung als widersprüchliches Konfliktfeld ausgelotet.

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