Wiener Albertina zeigt Martin Noël Staunen in Wien: Ein „Nobody“ in der Albertina

Bonn · Die Retrospektive des 2010 gestorbenen Bonner Malers Martin Noël wurde in der Wiener Albertina eröffnet, Kritische Stimmen in der Presse

 Im Todesjahr entstand Martin Noëls „M. L.“

Im Todesjahr entstand Martin Noëls „M. L.“

Foto: Vinzenz

Österreich ist verunsichert. Da fragt das Blatt „Die Presse“ erstaunt: „Was macht ein Nobody in der Albertina?“ Es geht um Martin Noël, den gefeierten und sehr beliebten Bonner Maler, der 1956 in Berlin geboren wurde und 2010 in Bonn an einer Krebserkrankung. „Die Presse“ meint, Noël sei nicht nur in Wien unbekannt, auch im Rheinland kenne ihn keiner. Erwähnt aber immerhin, dass Erhard Klein, einer der führenden Galeristen im Rheinland, ihn im Programm hatte. Nun ist man verwirrt, dass Albertina Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder („Wenn Sie Martin Noël nicht kennen, geht es Ihnen wie mir“) diesen „Nobody“ in der weltberühmten Albertina in Wien zeigt.

Wenzel Jacob betreut den Nachlass

Eingefädelt hat das Ganze Wenzel Jacob, ehemaliger Intendant der Bundeskunsthalle, Kurator des Noël-Nachlasses und beteiligt an der teilweise der Pandemie zum Opfer gefallenen, hervorragenden Noël-Retrospektive 2020 im Kunstmuseum Bonn. Jacob kennt Schröder. Schröder habe „die originäre Konzeption von Noëls Kunst beeindruckt, mit der die Drucktechnik in die Kunst des 21. Jahrhunderts auf eigenwillige Weise gerettet“ worden sei, erfuhr das Blatt. Überzeugen ließ es sich nicht. Es gehöre nicht zu den Aufgaben eines Museums von Weltrang, unbekannten Künstlern zur Bekanntheit zu verhelfen.

Beitrag der „Salzburger Nachrichten“

Milder verfuhren die „Salzburger Nachrichten“, die zwar meinten, man betrete mit der 65 Werke umfassenden Schau „Neuland“, dann aber ziemlich detailliert auf verschiedene Werkgruppen eingingen. Thema ist etwa die New-York-Serie, die in den 1990er Jahren nach einem Terroranschlag auf die Tiefgarage des World-Trade-Centers entstand.

In der Folge wurden aus Druckstöcken eigenständige Wandobjekte. Thema sind auch die Werke der nach Otto Freundlich benannten „Otto“-Serie und die letzten Bilder, die er vor seinem Tod malte. Die Schau wurde nach dem Ende des Lockdowns eröffnet und läuft bis 20. Februar 2022. Auf Facebook gibt es eine informative Führung von Schröder durch die Schau.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort