Geschenktipp zu Weihnachten Stockhausens Experiment

Bonn · Geschenktipps der Feuilleton-Redaktion zu Weihnachten: Der Jazztrompeter Markus Stockhausen hat die spannende CD „Tales“ mit Kompositionen und Improvisationen herausgebracht

 Markus Stockhausen

Markus Stockhausen

Foto: o-tone

Schön, wenn sich Musiker quasi über die Schulter blicken lassen, so wie der Jazztrompeter Markus Stockhausen in seinem aktuellen Album „Tales“ (o-tone music). Er legt mit „Tales“ drei CDs vor, eine mit komponierten Stücken für seine exquisite Band, zwei, in denen das Quartett improvisiert. Ein musikalisches Experiment, denn es zeigt sich, dass die Präzision und das aufeinander Reagieren in den notierten Stücken der Kompositions-CD das Quartett offenbar so eingestimmt hat, dass auch in den Improvisationen eine enge Beziehung zwischen den Musikern besteht, die Interaktion von hoher Empathie getragen ist. Interessante Beobachtung: Was bei den Improvisationen gegenüber den komponierten Stücken verloren geht, ist die Struktur. Da öffnen sich fluide Räume, in denen nach Herzenslust improvisiert und fabuliert wird, jeder Musiker seine Spielwiese findet und bekommt.

Ensemble von Klasse-Musikern

Dass umgekehrt die Lockerheit der Sessions Einfluss auf den Komponisten Stockhausen hat, liegt auf der Hand und lässt sich wunderbar nachhören. Das faszinierende Experiment ist nur mit Klassemusikern möglich. Stockhausens kühler, schlanker, ruhiger, oft entrückt wirkender Trompetenton schafft Räume, ohne zu dominieren. Jörg Brinkmanns Cello schwelgt gleichermaßen in ausgedehnten Melodien, wie es gemeinsam mit dem Schlagzeug für die rhythmische Grundierung sorgt. Am Schlagzeug glänzt Christian Thomé durch Zurückhaltung. Manchmal muss man genau hinhören, um zu ergründen, wie filigran er sein Spiel anlegt. Ganz großartig agiert der Pianist Jeroen van Vliet, der auch am Synthesizer wunderbare Akzente setzt.

Bis zum 23. Dezember: Jeden Tag ein Geschenktipp aus der Feuilleton-Redaktion.

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