Neu im Kino: Der Pfau Teambuilding mit Hindernissen
Bonn · Trotz prominenter Besetzung: Nur mittelprächtige Verfilmung von Isabel Bogdans Debütroman „Der Pfau“.
Mit ihrem Romandebüt „Der Pfau“ landete Isabel Bogdan 2016 einen veritablen Überraschungserfolg. Mehrere Monate hielt sich der Titel in der Spiegel-Bestsellerliste. Solide 50.000 Exemplare verkauften sich im Erscheinungsjahr. Dass die Geschichte einer Gruppe von Bankern, die zum Teambuilding in die schottischen Highlands reist und mit einem undurchsichtigen Pfauen-Mord konfrontiert wird, nun fürs Kino adaptiert wurde, ist keine Überraschung. Schließlich hatte sich die recht betulich geschriebene Kriminalsatire selbst schon bei den altmodischen Miss-Marple- und Edgar-Wallace-Verfilmungen bedient. Ohnehin steht klassischer Ensemble-Crime gerade hoch im Kurs: Nach den Agatha-Christie-Remakes von „Mord im Orientexpress“ (2017) und „Tod auf dem Nil“ (2022) waren Nachahmungswerke wie „Knives Out“ (2019) oder zuletzt die Netflix-Produktion „The Glass Onion“ (2022) höchst erfolgreich. Und da will der deutsche Film auch ein wenig mitmischen.
Um den Unterhalt des alten Herrenhauses in den schottischen Bergen zu finanzieren, betreibt ein adliges Ehepaar (Philip Jackson, Victoria Carling) ein semiprofessionelles Tagungshaus. Chefin Linda (Lavinia Wilson) hat hierher ihre vier Teamkollegen eingeladen, um die firmeninterne Gruppendynamik wieder in Gang zu bringen. Demnächst steht in ihrer Abteilung ein Compliance-Verfahren an und da sollen alle an einem Strang ziehen. Während Ersatzcoach Rebecca (Svenja Jung) die Teilnehmer mit Buntstiftzeichnungen und gemeinsamem Hüttenbau im Wald zu motivieren versucht, herrscht unter den Bankern misstrauische Alarmstimmung.
Plötzlich stirbt der Pfau
Selbstoptimierer Bernhard (Serkan Kaya) macht auf Alphatier und hat Angst, dass seine Zahlen nicht stimmen. Der junge David (David Kross) wird immer noch wie ein Lehrling behandelt, obwohl er seit drei Jahren in der Abteilung ist. An dem stets ausgelassenen Jim (Jürgen Vogel) scheint jeglicher Stress abzuperlen, während der penible Andreas (Tom Schilling) einen Komplott wittert. Über dem interaktiven Geschehen schwebt Köchin Helen (Annette Frier), die gleichzeitig als Erzählerin aus dem Off fungiert.
Dann stirbt der Lieblings-Pfau des Gutsbesitzers eines unnatürlichen Todes und die Mutmaßungen über den Vogelmord verkomplizieren die kollegiale Beziehungsstruktur. Debüt-Regisseur Lutz Heineking Jr. lässt die Kamera über dem Anwesen schweben, um sich den einzelnen Figuren zu widmen. Der technische Trick ahmt die Struktur des Romans nach, der in inneren Monologen die einzelnen Perspektiven vorstellt und dabei sogar den Hund zu Wort kommen lässt. Die Komik entsteht im Buch aus den individuellen Verschwörungsfantasien, die ohne rationale Grundlage reichhaltige Blüten treiben und die destruktive Gruppendynamik befeuern.
Im Film lässt sich dies nur begrenzt ins Dialogische übersetzen, was hier zu einer komödiantischen Ausdünnung führt. Trotz der ebenso prominenten wie begabten Besetzung bleiben die Figuren im Zustand leicht schräger Klischees stecken. Gleich mehrmals verweist die Stimme der allwissenden Erzählerin, dass es in dem Ränkespiel der Banker eigentlich um nichts geht. Aber der vermeintlich selbstironische Verweis wird hier zum Boomerang und unterstreicht die quälende Belanglosigkeit und dysfunktionale Komik, die sich vergeblich als Understatement zu verkaufen versucht. Stern, Kinopolis