„La Vida Loco“ in Malentes Theater Palast Ein Fest für Freunde von Dorothy

Bonn · Keine Handlung, dafür deftige Zoten und Regenbogenglitter: In Malentes Theater Palast spielt „La Vida Loco“ mit Geschlechterklischees und Vorurteilen.

Szene aus der Aufführung „La Vida Loco“.

Szene aus der Aufführung „La Vida Loco“.

Foto: Thomas Kölsch

Loco Flanel hat es schwer. Viel zu tun. Termine, Termine, Termine. Als Royal Queen of Beuel hat man beziehungsweise frau immerhin enorme soziale Verpflichtungen. Und das geht selbst an einer Stress gewöhnten Diva nicht spurlos vorbei. Dennoch hat es sich ihre Hoheit nicht nehmen lassen, mit ihrem Göttergatten in ihrem hochherrschaftlichen Spiegelzelt ein sehr persönliches Jubiläum zu feiern. Und zwar eines, das über jede Kunstfigur hinausgeht. Denn die Premiere der quietschbunten Revue „La Vida Loco“, in dem niemand anderes als die Königin des Regenbogens die Hauptrolle spielt, fand exakt 25 Jahre nach jenem glamourösen Tag statt, an dem die Malentes Knut Vanmarcke und Dirk Vossberg-Vanmarcke ein Paar wurden. In ihrer neuen Show spielen sie deshalb ganz bewusst mit Geschlechterklischees und Vorurteilen, mit eigenwilligen Choreographien, starken Liedern, deftigen Zoten – und einigen ganz persönlichen Offenbarungen.

In gewisser Weise knüpft „La Vida Loco“ an die Dragshow „Divas“ an, mit der die Malentes in der Spielzeit 2018/2019 für Stimmung sorgten. Eine Handlung gibt es in diesem Format nicht und auch keinen durchgehend roten Faden. Erlaubt ist vielmehr, was gefällt. Und das geht mitunter ein bisschen unter die Gürtellinie. Allerdings verstehen die Malentes dies derart charmant zu verpacken, dass selbst der „'aarschwund“ der französischen Nichte nicht allzu sehr juckt. Wofür gibt es schließlich Vaseline... Genau diese Art von Humor muss allerdings auch sein, ebenso wie die schrillen Kostüme, in die sich Loco Flanel (Knut) und die vier Tänzerinnen Johannes, Emile, Luca und Aniello quasi im Minutentakt hineinzwängen.

“La Vida Loco - Divas 2.0" in Malentes Theater Palast - Bilder
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Bilder von der Show “La Vida Loco - Divas 2.0“

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Malentes Theater Palast: Stehende Ovationen beim dritten Lied

Letztere kommen in der Show ganz schön ins Schwitzen, und auch wenn die ein oder andere Choreographie noch ein paar Aufführungen braucht, um perfekt zu sitzen, überzeugt das Quartett doch bereits jetzt immer wieder mit Hüftschwung und Sex-Appeal. Schade ist nur, dass die Damen (und Herren) nicht gleichzeitig tanzen und singen können, dies aber immer wieder tun sollen. Die Lösung besteht im Playback, was mal ganz amüsant ist, vor allem zu Beginn der zweiten Hälfte aber ausartet und in Kombination mit einer fehlenden tänzerischen Spannung eher ermüdet als erheitert. Diese Schwäche ist umso auffälliger, da die Malentes selbst wirklich hervorragende Stimmen haben und das auch ein ums andere Mal unter Beweis stellen. Dennoch zeigt sich das Publikum begeistert – stehende Ovationen schon beim dritten Lied sind, wie pflichtschuldigst notiert, alles andere als selbstverständlich.

Hinter all dem Regenbogenglitter, hinter der Maskerade aus Anzüglichkeiten und Lebensfreude, verbirgt sich jedoch noch eine andere Ebene. Eine politische, gesellschaftskritische. Und eine persönliche. Mehrfach treten Knut und Dirk ganz bewusst raus aus der Show, legen die Kunstfiguren (und im Falle Knuts die Perücke) zur Seite und erzählen von dem Unverständnis und den Anfeindungen, mit denen sie als Homosexuelle umgehen mussten. Da geht es um das Outing von Jugendfreunden, um dumme Sprüche vom Dorfbauern und um die Suche nach der richtigen Schule – das Kardinal-Frings-Gymnasium, damals eine reine Jungenschule, kam für Knut übrigens nicht in Frage, weil sein Vater Angst hatte, der Sprössling würde dann schwul werden.

Es geht um frühere Ängste, um Einsamkeit, um das Verstecken des eigenen Herzens. Früher, so erzählen Knut und Dirk, hätten die Homosexuellen einen Code benutzt, um sich zu erkennen zu geben: Mit einer Referenz auf die berühmteste Rolle Judy Garland, die sich immer für die Rechte der Homosexuellen stark gemacht hat, stellten sie sich als Freunde von Dorothy vor. Das ist heutzutage zum Glück nicht mehr nötig. Ganz im Gegenteil: Beim Premierenabend sind alle auf die ein oder andere Weise Freunde von Dorothy. Gut so.

Termine: „La Vida Loco“ läuft noch bis zum 25. Juni in Malentes Theaterpalast, Holzlaer Weg 42. Shows laufen donnerstags bis samstags um 19 Uhr und sonntags um 17 Uhr. Tickets sind bei bei Bonnticket erhältlich.

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