Neu im Kino „Ticket ins Paradies“ versucht sich als Seelentröster in Krisenzeiten

In „Ticket ins Paradies“ kehren Julia Roberts und George Clooney zurück ins Genre der romantischen Komödien. Doch bei aller Nettigkeit bietet der Film keine nachhaltigen Glücksgefühle.

 Vereint im Kampf um das Liebesleben ihrer Tochter: Georgia (Julia Roberts) und David (George Clooney) in einer Szene des Films „Ticket ins Paradies“.

Vereint im Kampf um das Liebesleben ihrer Tochter: Georgia (Julia Roberts) und David (George Clooney) in einer Szene des Films „Ticket ins Paradies“.

Foto: dpa/Vince Valitutti

Krisenzeiten sind in Hollywood Komödienzeiten. Die besten Screwball-Comedys sind in den 30er und 40er Jahren entstanden. Während die Folgen der Weltwirtschaftskrise und der beginnende Zweite Weltkrieg die Nachrichtenlage in den Wochenschauen bestimmten, lieferte die Traumfabrik im Hauptprogramm zuverlässig filmische Antidepressiva. Aber in der Pandemie verging sogar Hollywood das Lachen. Denn durch Lockdowns und Kinoschließungen wurde die US-Filmindustrie selbst in die ungewohnte Rolle des Krisenverlierers gedrängt. Und aus dieser Schockstarre hat sie noch nicht wieder herausgefunden.

Mit der romantischen Komödie „Ticket ins Paradies“ wendet sich Hollywood nun wieder seiner ureigentlichen Aufgabe als Seelentröster in Krisenzeiten zu und versucht das erwachsene Ü30-Publikum wieder von der Netflix-Couch zurück ins Kino zu holen. Mit Julia Roberts und George Clooney strahlen zwei versierte Superstars von dem Filmplakat herab, die auch ältere Zuschauersemester ansprechen. Die beiden haben in „Ocean‘s Eleven“, „Geständnisse – Confession Of A Dangerous Mind“ und „Money Monster“ schon mehrfach zusammen vor der Kamera gestanden und sind auch privat gut befreundet. Als Liebespaar waren sie bisher jedoch noch nicht auf der Leinwand zu sehen.

„Ticket ins Paradies“: Am Ende mit dem Ehe-Latein

In jungen Jahren haben David (Clooney) und Georgia (Roberts) als College-Sweethearts geheiratet und waren schon bald mit ihrem Ehe-Latein am Ende. Auch wenn die Scheidung zwanzig Jahre zurückliegt, hassen sie sich immer noch wie die Pest. Einziger Verbindungspunkt blieb die beiderseits geliebte Tochter Lily (Kaitlyn Dever), die nach bestandenem Jura-Examen mit einer Freundin nach Bali reist. Als der schöne Einheimische Gede (Maxime Bouttier) sie aus dem warmen, blauen Wasser des indischen Ozeans rettet, ist es um Lilys Herz geschehen. Hals über Kopf beschließt sie ihn zu heiraten und ihr Leben an der Seite des Seetang-Farmers zu verbringen. Die Nachricht versetzt Vater und Mutter in Panik. Und so reisen die beiden zur Vermählung nach Bali mit dem Ziel die Tochter vor jenem Fehler zu bewahren, der die Eltern ins Desaster gestürzt hat. Natürlich kommen sich die verfeindeten, ehemaligen Eheleute bei dem Versuch, die Hochzeit des jungen Glücks zu verhindern, wieder näher und entdecken erneut ihre Gefühle füreinander.

„Ticket ins Paradies“ ist eine lupenreine romantische Komödie, die keinen Moment an der Happy-End-Garantie zweifeln lässt. Sowohl Roberts als auch Clooney hatten sich vor vielen Jahren aus dem Genre verabschiedet. Dass beide nun gemeinsam in einer altersgerechten Story wieder einsteigen, ist das zentrale Marketing-Argument für „Ticket ins Paradies“. Und tatsächlich funktioniert das auf der Leinwand sehr gut. Die berühmte Chemie zwischen den romantischen Zielpersonen stimmt. Das gilt vor allem für die erste Filmhälfte, in der das zerstrittene Paar immer wieder aufeinander losgeht. Auch wenn sie zusammen in den Sonnenuntergang blinzeln, schaut man den beiden gerne bei der Arbeit zu. Aber die geballte Starpower und die bunt paradiesische Naturkulisse können nicht darüber hinweg täuschen, dass es dem Skript deutlich an kreativer Energie fehlt. Parker und sein Co-Drehbuchautoren Daniel Pipski sind allzu überfürsorglich um die Wohlfühlstimmung bemüht. Da mangelt es merklich an überraschenden Plotwendungen, rasanten Dialogen und einem spielerischen Umgang mit Klischees. Als überfürsorgliches Feel-Good-Movie funktioniert „Ticket ins Paradies“ im Moment des Sehens bestens, kann aber mit dem Verlassen des Kinos keine nachhaltigen Glücksgefühle entfalten.

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