Museumsfest im Arp Museum Traumpaar der Avantgarde

Bonn · Neupräsentation der Schau über Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp in Rolandseck: Das Arp Museum eröffnet den “Kosmos Arp“ beim Museumsfest am Sonntag.

Neues Farbkonzept: Hans Arps „Drei Grazien“ (1961) in einem Fenster zum grünen Kubus in der Ausstellung  „Kosmos Arp“ im Arp Museum.

Neues Farbkonzept: Hans Arps „Drei Grazien“ (1961) in einem Fenster zum grünen Kubus in der Ausstellung „Kosmos Arp“ im Arp Museum.

Foto: Thomas Kliemann

Ein Feuerwerk von Farben empfängt den Besucher, eine Infoecke mit Tablets, riesige Infotafeln in lockerem Layout mit Fotos – und natürlich Kunst, 102 Werke von Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp. Das Rolandsecker Museumsteam hatte das Publikum gefragt, und jetzt wird geliefert. Auf dem Wunschzettel stand: Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp paritätisch und auf Augenhöhe; mehr Farbe; mehr Info über die Abstraktion und die Künstler. Das waren Wünsche, die Besucher unter anderem am Rande von Ausstellungen wie „Unwesen und Treiben“ geäußert hatten. Und die jetzt unter der neuen Arp-Museumschefin Julia Wallner und der Arp-Expertin des Hauses Astrid von Asten umgesetzt wurden. En passant hat man das Corporate Design des Hauses aufgemöbelt: Eine geometrische Gitterstruktur auf Orange-Violett-Rosa-Fond – angeblich ist der schrille Farbkanon durch Arbeiten der beiden Hauspa­trone abgedeckt. Das alles nennt sich „Kosmos Arp“, so auch der Titel der Ausstellung.

Dada als Urgrund aller Kunst

In dieser Neupräsentation geht es ähnlich bunt zu, was sich durchaus angenehm vom kühlen Weiß des Meier-Baus abhebt. Zwei Ausstellungs-Kuben, einer in Blau, einer in Grün, markieren wichtige Phasen im Werk der Künstler. In Blau gehalten sind die Anfänge. „Dada ist der Urgrund aller Kunst“, propagiert er und lebt die Anarchie und Revolution im Kreis der Zürcher Dadaisten, sie lehrt derweil Textilkunst an der Kunstgewerbeschule, muss sich an etliche Konventionen halten, schafft es aber, ihre Schüler behutsam auf Avantgardekurs zu trimmen. Er kommt von der Geometrie und Natur zur organischen Form, sie bewegt sich in Richtung geometrische Abstraktion, was dem Prinzip der Textilproduktion sehr verwandt ist. Eingebettet ist diese Entwicklung der beiden (mit vielen Berührungspunkten untereinander) in die ästhetische und politische Revolution unter den Fahnen von Dada und Surrealismus. Netzwerke, die den beiden Arps später in jeder Hinsicht helfen werden.

Auf der Flucht vor den Nazis

Der zweite Kubus in Grün reflektiert die Arbeit des Paares in der Zeit der Emigration. Spätestens seit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 sind die Arps auf der Flucht, sie leben im südfranzösischen Veyrier und Grasse. Der Versuch, 1942 in die USA zu emigrieren, scheitert. Sie gehen in die Schweiz. Im Januar 1943 stirbt Sophie Taeuber-Arp im Haus des gemeinsamen Freundes Max Bill an einer Kohlenmonoxidvergiftung. Hans Arp stürzt in eine tiefe Schaffenskrise, vermag erst nach vier Jahren wieder größere Arbeiten zu realisieren. Im grünen Kubus sieht man Sophie Taeuber-Arps gleichsam verspielte wie systematische Linienarbeiten, darüber Arps Zitat: „Selbstvergessen, trunken zieht sie Linien, weite Schleifen, Spiralen, Bahnen, Kreise, die sich durch Wirklichkeit und Traum schlängeln.“ Ein Durchbruch in der Wand verrät, dass es eine Perspektive in dieser Zeit der Melancholie und Krisen gibt.

Produktive Zeit in den 30er Jahren

Zwischen den Kuben liegen die unglaublich produktiven und wichtigen 1930er Jahre. Das nach Plänen Sophie Taeuber-Arps errichtete Atelier- und Wohnhaus in Meudon bei Paris erlaubt großzügiges Arbeiten. Wichtige Großplastiken und Reliefs entstehen. Beide werden Mitglieder der Gruppe Abstraction-Création. Jenseits des grünen Kubus erstreckt sich Hans Arps Spätwerk, wird zum Beispiel das auf Papierarbeiten oder Reliefs anwendbare Prinzip Collage erklärt, breitet sich die ganze Vielfalt von Hans Arps organischer Plastik aus.

Quasi im Separee dokumentiert „Kosmos Arp“ ein hochinteressantes Projekt von Sophie Taeuber-Arp, die 1918 bewegliche abstrakte Marionetten für das Commedia-dell’Arte-Stück „Il re cervo“ (König Hirsch) von Carlo Gozzi schuf. Ein Riesenspaß, denn in der neuen Lesart der Komödie geht es um die Psychoanalyse von Sigmund Freud und C. G. Jung. Die Roborter-ähnlichen Marionetten werden so zum Abbild des modernen Menschen.

Wer will, kann sich den passenden Film ansehen oder sich in der interaktiven Station von Florian Kluck wie ein Hirsch oder ein König bewegen. Jeder, wie er sich gerade fühlt.

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