Comeback einer legendären Show So war Sebastian Pufpaffs „TV Total“-Einstand

Bonn · Die Premiere des Bad Honnefer Kabarettisten und Entertainers als Moderator von Stefan Raabs legendärer Pro-Sieben-Show „TV Total“ gelingt in Teilen gut, hat aber noch Luft nach oben. Unsere Kritik zum Comeback der Show.

 Sebastian Pufpaff im „TV Total“-Studio.

Sebastian Pufpaff im „TV Total“-Studio.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Die Heavy Tones sind an Bord, und der Schreibtisch kurvt auch wieder schwungvoll durchs Kölner Studio, das sich auf den ersten Blick seit 2015 nicht verändert hat. In Stefan Raabs Erfolgsshow „TV Total“ (Pro Sieben) ist seit Mittwochabend nach sechs Jahren Pause alles wieder wie früher. Bis auf den Moderator.

Den Job übernimmt nun der Bad Honnefer Kabarettist und Entertainer Sebastian Pufpaff. Ein Mann von 45 Jahren und einer Klappe, die groß, schnell und frech genug ist, um das einstündige Format über die Runden zu bringen. „TV total ist endlich wieder zurück“, ruft er in den Saal, „aus der längsten Sommerpause, die man sich nur vorstellen kann.“ Er ist einer, der sich freut wie ein Kind, dass nun er das Nippelboard auf dem Schreibtisch mit den lustigen Videoschnipseln drücken darf. Retro total, also - und das ist auch ein wichtiges Thema der Sendung.

Der Grimmepreisträger Pufpaff, der sich selbst auch gern mal „Onkel Puffi“ nennt, geht also in die Offensive. „Wir werden richten und strafen für den ganzen Schrott, den es da draußen gibt“, verspricht er, und „Wetten dass..?“ wird sein erstes prominentes Opfer. Pufpaff witzelt über den alten Gottschalk und die alten Herren von ABBA, über den Mann mit den Dart-Pfeilen und über ein sirenenähnliches Geräusch, das Michelle Hunziker von sich gibt.

Gut - dennoch fehlt was in der Show

Nach dem schwungvollen Beginn beschleicht einen jedoch immer mehr das Gefühl, dass der Show trotz des brillanten Moderators etwas fehlt. Nämlich wirklicher Biss. Wenn sich Pufpaff eine Perückenkopie von Markus Söders kurioser Frisur überstreift, mit der sich der Bayer in einem Fremdschäm-Tik-Tok-Video vor die Kamera traute, ist das ganz lustig, reicht aber nicht an den Witz früherer Einfälle Stefan Raabs heran.

Nur zu gern erinnern wir uns daran, wie Raab zum Beispiel mit Ukulele hinaus in die Show- und Politwelt zog, um Prominente mit seinen frechen „Raabigrammen“ singend das Fürchten zu lehren. Tom Jones und Harald Schmidt zählten da zu den Empfängern, Angela Merkel entzog sich durch Flucht. Man darf auch nicht vergessen, dass Raab seine Show als Labor nutzte, um ganz andere Formate zu entwickeln, von „Schlag den Raab“ bis  zum Bundesvision Song Contest. Dass in der Wiederauflage von „TV Total“ noch dieses kreative Potenzial steckt, darf nach der Premiere eher bezweifelt werden.

Dennoch kann man hoffen, dass die Show in den nächsten Wochen an Fahrt aufnimmt, dass Pufpaff die in seiner 3-Sat-Sendung  „Noch nicht Schicht“ gezeigten Stärken stärker ausspielt, und dass Medienkritik dort ansetzt, wo es wirklich spannend wird, wie zum Beispiel in der Episode über Bild-TV und den geschassten Chefredakteur Julian Reichelt. Weniger Raab-Kopie und mehr originaler Pufpaff, weniger Retro-Charme und mehr eigenständig Neues könnte das Format doch noch spannend machen. Oder wie Armin Laschet in einem der Nippelboard-Videos sagt: „Iss so!“

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