Neues Album der Dexys Augen zu und genießen
Das Dexys-Album „Let The Record Show: Dexys Do Irish And Country Soul“ bringt ganz unterschiedliche Genres unter einen Hut. Die Band taucht unter anderem tief in die seelenvolle irische Musik ein.
Die 1980er Jahre waren popmusikalisch zwar nicht revolutionär, populär sind viele Hervorbringungen des Jahrzehnts aber noch immer. Zum Beispiel der Song „Come On Eileen“ der Band Dexys Midnight Runners. 1982 sang die ganze Welt mit Dexys-Frontmann Kevin Rowland: „Go toora loora toora loo rye aye!“ Tempi passati. Die Dexys Midnight Runners gibt es schon lange nicht mehr, 1987 löste Rowland die Band auf.
25 Jahre später kehrte er mit den Dexys auf die große Popbühne zurück. Das Comeback-Album „One Day I'm Going To Soar“ 2012 war ein Glücksfall. Die elf Songs lebten von mitreißenden irischen Fiedeln, Soul-Anleihen aus den 1960er und 1970er Jahren und jeder Menge Popdrama. „I'm Always Going To Love You“ und „Incapable Of Love“ gehörten zu den Höhepunkten des Albums. Es waren witzige, in Musik übersetzte Kurzgeschichten.
Mit dem heute erscheinenden Album „Let The Record Show: Dexys Do Irish And Country Soul“ bringen die großen Eklektiker des Pop ganz unterschiedliche Genres unter einen Hut. Dexys tauchen tief in die seelenvolle irische Musik ein, verneigen sich mit „To Love Somebody“ vor den Bee Gees und mit „Smoke Gets In Your Eyes“ vor Jerome Kern und Otto Harbach. Ebenfalls im Angebot: „You Wear It Well“ von Rod Stewart und „How Do I Live“ von Diane Warren.
Kevin Rowland, 1953 in Wolverhampton geboren, hat seine irischen Wurzeln nie vergessen, ganz im Gegenteil. „Wir tragen die Idee dieses Albums schon seit 1984 oder 1985 mit uns herum“, hat er festgestellt. „Es sollte damals den Titel ,Irish' bekommen und Songs wie ,Carrickfergus', Curragh Of Kildar' und ,Women Of Ireland' enthalten, die nun auch tatsächlich alle auf dem Album sind.“ Rowland und seine Kollegen Lucy Morgan (Bratsche) und Sean Read (Gesang und Keyboards) verwechseln Seele nicht mit Sentimentalität. Stücke wie „Curragh Of Kildare“, „I'll Take You Home Again, Kathleen“, „The Town I Loved So Well“ und „Carrickfergus“ bewahren bei allem Wohlklang eine gewisse Distanz; nichts wird hier gefühlig weichgespült. „Women Of Ireland“ veredelt Helen O'Haras subtiler Geigenpart. O'Hara gehörte ebenso wie Big Jimmy Paterson (Posaune), der auch auf dem neuen Dexys-Album zu hören ist, früher zum Aufgebot der Dexys Midnight Runners.
Eine bewegende und kunstvolle Aneignung erfährt der Johnny-Cash-Song „40 Shades Of Green“. Hinreißend, wenn Rowland sich der Sehnsuchtsballade annimmt: „I close my eyes and picture / The emerald of the sea / From the fishing boats at Dingle / To the shores of Donaghadee.“ Das muss man gehört haben.
Dexys: Let The Record Show: Dexys Do Irish And Country Soul. 100 % Records/Warner.
