Premiere am 18. November Augsburger Puppenkiste mit neuem Weihnachtsfilm

Augsburg · „Die Weihnachtsgeister“ basiert auf der „Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens. Der Film hat am 18. November Premiere. Ab dem ersten Advent läuft er im Kino.

Als Ebenezer Scrooges Nachttischlampe erst zu sprechen beginnt, dann zu fliegen, und mit ihr schließlich das ganze Bett abhebt, da vergeht dem geizigen englischen Griesgram endlich einmal das Granteln. Erst hat Scrooge gehörig Angst. Dann aber kommt er aus dem Staunen nicht mehr heraus: Wie in einem Traum lässt der leuchtende Lampengeist Bilder und Menschen aus dem Leben des Geldverleihers vorbeiziehen. Es sind Szenen, in denen Scrooge erkennt, wie armselig seine bisherigen Weihnachtsfeste doch verlaufen sind.

Dass in Charles Dickens' (1812-1870) Weihnachtsgeschichte Geister vorkommen, sei ideal für die Puppenkiste, sagt Klaus Marschall: „Wir können die Geister ja wirklich fliegen lassen“, erklärt der Leiter des Augsburger Puppentheaters. „Geister der Weihnacht“ heißt daher der neue Kinofilm der Puppenkiste, der am Sonntag in Augsburg Premiere hat und ab dem ersten Adventswochenende in Deutschland und Österreich zu sehen ist.

Es ist das dritte Stück hintereinander, das das Marionettentheater für die Weihnachtszeit verfilmt hat. Vor zwei Jahren brachten Marschall und sein Team die biblische Weihnachtsgeschichte ins Kino. Ein Jahr später folgte „Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel“ nach einem Buch von Cornelia Funke. Die von Dickens im Jahr 1843 geschriebene Weihnachtserzählung „A Christmas Carol“ habe man sich ausgesucht, weil sie neben der Weihnachtsgeschichte aus der Bibel „zu den wohl bekanntesten und beliebtesten Weihnachtserzählungen gehört“, sagt Marschall.

Hinzu komme, dass die Geschichte eine Botschaft habe, die gut zur Puppenkiste passe - und auch in die heutige Zeit, in der nicht nur das Weihnachtsfest zunehmend kommerzialisiert werde: „Bei Dickens geht es letztlich darum, dass die Bedeutung von Weihnachten nicht an großen Geschenken hängt, sondern das Fest seinen Sinn aus Barmherzigkeit und Menschlichkeit erhält“, sagt Marschall.

Beides sind Eigenschaften, mit denen Ebenezer Scrooge so gar nichts anfangen kann. Der Geldverleiher ist kalt und hartherzig. Seinen Angestellten Bob Cratchit behandelt er herablassend. Vom Schenken oder Helfen hält Scrooge überhaupt nichts. Bis ihm eines nachts erst der Geist seines verstorbenen Geschäftspartners und danach drei weitere Geister erscheinen. Sie zeigen ihm, wie sein Leben verlaufen wird, wenn er sich nicht ändert: freudlos und einsam bis ins Grab. Scrooge wandelt sich daraufhin, versöhnt sich mit seinen Mitmenschen und gelobt: „Ich will Weihnachten ehren und es das ganze Jahr im Herzen bewahren.“

Den nicht ganz einfachen und für Erwachsene geschriebenen Stoff so auf die Puppenbühne zu bringen und zu verfilmen, dass er für Kinder verständlich wird - das sei durchaus herausfordernd gewesen, sagt Regisseurin Judith Gardner: „Wir haben deshalb ein paar magische Momente eingebaut.“ Momente, die bei Dickens nicht vorkommen, die das Stück aber familientauglich machen. So bekommt Scrooge einen kleinen Hund an die Seite gestellt, der ihn, „wie ein guter Geist durch seine Misere begleitet“, erläutert Gardner.

Kinder können Handlung gut folgen

In den Mittelpunkt des Stücks hat die Regisseurin neben Scrooge außerdem den kleinen Timi gestellt, den Sohn von Bob Cratchit, der am Ende Freundschaft mit Scrooge schließt. Und: Die Geister sind eher gemütlich als gruselig. Neben der freundlichen Flug-Lampe treten ein fröhlicher, barfüßiger Riese und ein schwebender Bettdecken-Geist auf.

Der Film setze „ganz bewusst auf langsame Bilder, so dass auch Kinder der Handlung gut folgen können“, sagt Marschall. Das Puppenstück wurde dabei so verfilmt, dass im Kino eine Atmosphäre wie im Marionettentheater entsteht. „Die Kinder applaudieren im Kino sogar“, berichtet Marschall von den vorherigen Weihnachtsfilmen, die einmal 100.000, einmal gut 80.000 Besucher anlockten. Auch diesmal rechnet Marschall mit ähnlichen Zahlen.

Zum Vergleich: Das ganze Jahr über besuchen etwa 90.000 Menschen die Augsburger Puppenbühne. „Das Kino ist ein Weg, die Puppenkiste auch außerhalb des Theaters ins Gedächtnis zu bringen“, sagt Marschall deshalb: „Wir zeigen damit, dass es uns noch gibt - und dass diese Art der Unterhaltung für Kinder noch immer funktioniert.“

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