Deutscher Musikrat Stefan Piendl erwartet mehr Arbeit im Haus der Kultur in Bonn

Bonn · Stefan Piendl ist als Geschäftsführer des Deutschen Musikrats gut beschäftigt. Die Einrichtung expandiert auch personell. Mit den wachsenden Aufgaben will der Musikrat auch sichtbarer werden. Piendl hat da seine Ideen.

 Alle Hände voll zu tun hat Stefan Piendl als Geschäftsfürer eines deutlich wachsenden Deutschen Musikrats.

Alle Hände voll zu tun hat Stefan Piendl als Geschäftsfürer eines deutlich wachsenden Deutschen Musikrats.

Foto: Heike Fischer Fotografie/Heike Fischer

Es wird enger im Haus der Kultur. Das attraktive Gründerzeithaus in der Bonner Weberstraße beherbergt unter anderem den Deutschen Musikrat (DMR), der sich in jüngster Zeit auf Expansionskurs befindet. Die Belegschaft ist seit Amtsantritt von Geschäftsführer Stefan Piendl vor drei Jahren um 50 Prozent gewachsen, was der Kulturmanager in konkreten Zahlen so ausdrückt: „Wir müssen hier im Haus der Kultur auf derselben Fläche, wo früher 40 Leute gearbeitet haben, nun 60 unterbringen.“

Unter anderem hat Piendl, dessen Vertrag gerade erst um drei Jahre verlängert wurde, das achtköpfige Organisationsteam des Wettbewerbs „Jugend musiziert“ von München nach Bonn geholt. Aber auch die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit und Marketing wurde aufgestockt, ganz neu im Haus ist eine eigene Abteilung für das Bundesprogramm „Neustart Kultur“. Viele der Stellen sind noch so neu, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wegen der coronabedingten Homeoffice-Regelung ihren Arbeitsplatz in der Weberstraße noch nicht beziehen konnten. „Homeoffice funktioniert bei uns zwar sehr gut“, sagt Piendl, „aber je länger das dauert, umso mehr zeigen sich auch die Schattenseiten. Denn eigentlich kommen die Leute sehr gerne hierher.“ Was sie zu Hause am meisten vermissen, seien die Begegnung und der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen. Immerhin schaffte die Homeoffice-Regelung einen zeitlichen Puffer, um Platz für neue Schreibtische und IT-Strukturen zu schaffen.

„Jugend musiziert“ quasi neu erfunden

Für das „Jugend musiziert“-Team mit vier Mitarbeitern aus München und vier Neuzugängen war der Bonner Neuanfang schon eine immense Herausforderung. Sie konnten erst im April mit den Vorbereitungen an den Start gehen und mussten bereits an Pfingsten die erste große Herausforderung bewältigt haben. Piendl: „Der Wettbewerb, der in diesem Jahr in Bremen stattfand, musste wegen der Pandemie zum ersten Mal als reiner Video-Wettbewerb ausgetragen werden.“ Will heißen: Die jugendlichen Teilnehmer saßen daheim oder in den Unterrichtsräumen vor der Kamera, und die Jury in Bremen hörte zu. Das bedeutete auch: „Unser neues Team musste den Wettbewerb regelrecht neu erfinden.“

Komplett Neuland für den DMR ist das Programm „Neustart Kultur“. „Der Musikrat hatte sich früh angeboten, zu helfen“ sagt Piendl. Bei den zwei Programmen, die er in Bonn verantwortet, handelt es sich um das Stipendienprogramm Klassik und um das Programm zur Förderung der Digitalisierung des Musikfachhandels. Mit dem Stipendienprogramm Klassik fördert der Bund rund 1600 soloselbstständige Musiker mit Beiträgen von je 6000 Euro, was einem Gesamtvolumen von fast zehn Millionen Euro entspricht. Für die Förderung der Digitalisierung des Fachhandels, die sich insbesondere an den stationären Musikfachhandel und an Hersteller und Vertriebe von Musikinstrumenten und -equipment richtet, stellt der Bund vier Millionen Euro zur Verfügung, deren Verteilung über den DMR läuft. Je nach Projekt erhalten die Antragsteller zwischen 3000 und 15 000 Euro. Das Geld soll dem Fachhandel ermöglichen, digitale Strukturen auszubauen und etwa eigene Online-Shops einzurichten. 

Auch Millionen an Fördergeldern wollen verteilt sein

Auch wenn die Verteilung von Fördergeldern eigentlich nicht zum Kerngeschäfts des DMR als Musik-Dachverband zählt, haben sie in der Weberstraße die neuen Aufgaben so souverän bewältigt, dass sie aus der zweiten „Neustart Kultur“-Milliarde wohl bis zu drei weitere Programme mit einem Volumen von etwa 50 Millionen Euro zu betreuen haben werden. „Darunter ist ein großes Programm für freie Ensembles mit entsprechend großen Beträgen“, sagt Piendl. „Wir müssen jetzt schnell neue Stellen schaffen, die aber zeitlich begrenzt sind. Dafür gutes Personal zu finden, ist schwieriger als gedacht.“

So hat der DMR in Bonn alle Hände voll zu tun, doch die Wahrnehmung in der Beethovenstadt lässt noch ein bisschen zu wünschen übrig. Zwar ist der DMR regelmäßig öffentlich präsent, etwa durch die Ausrichtung des Deutschen Musikwettbewerbs oder Auftritte des Bundesjugendorchesters, doch werde die Verbindung zum DMR oft nicht gesehen, bedauert Piendl. Aus diesem Grund arbeiten sie derzeit an einem neuen Corporate Design, das von „Jugend musiziert“ bis zum Internetauftritt des Musikinformationszentrums alle Bereiche umfassen soll. Piendl: „Ab diesen Sommer wird es kein Projekt mehr geben, das nicht den Deutschen Musikrat im Namen trägt.“

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