Neue Studie des Musikinformationszentrums in Bonn Kurze Wege entscheidend für Musikschulbesuch

Bonn · Ob Kinder oder Jugendliche eine Musikschule besuchen, ist oft abhängig von der Länge des Weges dorthin. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Deutschen Musikinformationszentrums in Bonn.

 Ein junger Musikschüler beim Geigenunterricht.

Ein junger Musikschüler beim Geigenunterricht.

Foto: picture alliance/dpa/Uli Deck

Musikschüler aus Ballungsräumen sind gegenüber denen aus ländlichen Gebieten klar im Vorteil: Für sie ist es weniger umständlich, eine Musikschule aufzusuchen. Aus der am Dienstag vom Deutschen Musikinformationszentrum (MIZ) in  Bonn veröffentlichten neuen Studie „Wege zur Musik“ geht hervor,  wie entscheidend kurze Wege für die musikalische Bildung sind. Demnach haben Musikschüler aus Hamburg und Berlin die besten Voraussetzungen: Nach Bundesländern aufgeschlüsselt, ist der durchschnittliche Abstand zwischen zwei Unterrichtsstätten dort mit 1,8 Kilometer am geringsten. Bei den Flächenländern schneiden Baden-Württemberg (3,0 Kilometer) und Nordrhein-Westfalen (3,4 Kilometer) mit dem geringsten Abstand am besten ab, Schlusslicht ist Mecklenburg-Vorpommern. Dort liegen die Unterrichtsstätten mit durchschnittlich neun Kilometern am weitesten auseinander, entsprechende Wege müssen die Schülerinnen und Schüler zurücklegen, um in den Genuss des Unterrichts zu kommen.

Bei kurzen Wegen verdoppeln sich die Schülerzahlen

Aus der Studie geht hervor, dass die Infrastruktur sich unmittelbar auf die Nutzung von Musikschulen auswirkt. In Berlin und Hamburg sind nicht nur die Abstände zwischen den Musikschulgebäuden geringer, auch der Anteil der Kinder und Jugendlichen,  die sie nutzen, liegt sehr viel höher als in dünn besiedelten Gebieten. Bundesweit betragen die Entfernungen zwischen den Unterrichtsstätten in Regionen mit dichter und mittlerer Besiedlung durchschnittlich zwei bis vier Kilometer, heißt es in der Studie. Hier werden doppelt so viele Menschen erreicht wie in gering besiedelten Gebieten mit neun Kilometern.

Wohnortnahe Versorgung wichtig

Mit der Studie, die in Kooperation mit dem Verband deutscher Musikschulen (VdM) entstand, wird erstmals flächendeckend der Einfluss der Wege zu den Unterrichtsstätten untersucht. Dazu erläuterte MIZ-Leiter Stephan Schulmeistrat am Dienstag: „Erstmals konnte das MIZ nun differenzierte Daten zum öffentlichen Musikschulwesen mit Bevölkerungs- und Siedlungsdaten in Beziehung setzen und damit die Debatte um die Bedeutung von Musikschulstandorten weiter unterfüttern.“ Auch Matthias Pannes, Bundesgeschäftsführer des VdM, unterstrich die politische Bedeutung der Studie, die verdeutliche, „wie wichtig eine wohnortnahe Versorgung durch Musikschulen ist“. Nordrhein-Westfalen und Hamburg mit ihren großen Förderprogrammen zeigten, dass dort „die Entwicklung in die richtige Richtung geht“.

933 öffentliche Musikschulen in Deutschland

In Deutschland gibt es laut MIZ-Studie 933 öffentliche Musikschulen mit rund 21 000 Unterrichtsstätten, die von 1,5 Millionen Menschen besucht werden. NRW hat in absoluten Zahlen mit 353 074 bundesweit die meisten Musikschülerinnen und -schüler. Beim Anteil an Musikschülern unter den Grundschülern führt NRW zusammen mit Hamburg. Hier besuchen 24 Prozent aller Grundschüler eine Musikschule. Der Anteil der Musikschüler unter den Zehn- bis 14-Jährigen liegt zwischen acht und zehn Prozent. In dieser Altersgruppe macht die Studie keine signifikanten Unterschiede zwischen den Bundesländern aus.

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