Kölschrock und Klassik Brings und Beethoven Orchester legen gemeinsames Album vor

Bonn · Die Rocker von Brings und das Beethoven Orchester bringen am Freitag ihr gemeinsames Album „Alles tutti“ heraus. Das zeigt sehr eindrucksvoll, wie gut Kölschrock und Klassik miteinander harmonieren. Und ein bisschen Paul McCartney darf auch sein.

 Brings und das Beethoven Orchester: Hier spielt die Band im November 2018 im Telekom Forum mit Orchester und dessen Leiter Dirk Kaftan im Rücken.

Brings und das Beethoven Orchester: Hier spielt die Band im November 2018 im Telekom Forum mit Orchester und dessen Leiter Dirk Kaftan im Rücken.

Foto: Benjamin Westhoff

Wenn zwei Welten aufeinandertreffen, muss es nicht zwingend zu einem großen Knall kommen. Die Kölner Mundart- und Rockband Brings und das Bonner Beethoven Orchester sind das beste Beispiel dafür. Als sie das erste Mal für ein gemeinsames Konzert ihre Instrumente auspackten, kam es nicht zu einem Krieg der Welten, sondern zu einem friedlichen, gut gelaunten und harmonischen Miteinander.

Davon ist auch das am kommenden Freitag erscheinende Studio-Album geprägt. Am Montag stellten Bonns Generalmusikdirektor Dirk Kaftan und die Band ihre CD „Brings – Alles tutti“ im Kölner Domforum vor und berichteten bei der Gelegenheit von der Arbeit an diesem ungewöhnlichen Projekt. Schlagzeuger Christian Blüm erzählte vom ersten Treffen mit Kaftan schon bald nach dessen Amtsantritt, berichtete, wie sie sich bei einem Brings-Konzert auf dem Kunstrasen angenähert hätten, erinnerte an das erste große gemeinsame Konzert in Beuel. „Dieses Konzert war für uns alle der Höhepunkt unserer Laufbahn“, bekannte Blüm.

Auch für die Aufnahmen, für die sie im Herbst 2020 noch einmal zusammengekommen waren, stand das Telekom Forum zur Verfügung. Ein Glücksfall. Denn dort konnten sie trotz großer Besetzung alle erforderlichen Sicherheitsabstände einhalten. „Das war logistisch eine echte Herausforderung“, sagte Frontmann Peter Brings. Und auch emotional ein Ereignis. „Wenn du hörst, dass 50 Leute deine Musik spielen, ist das schon ergreifend.“ Der Spaß an der Zusammenarbeit war für das Kölschrock-Quintett auch deshalb so groß, weil man mit Kaftan zum ersten Mal einen klassischen Musiker kennengelernt habe, „der da richtig Bock drauf hat“.

Keine schlichte „Crossover-Sauce“

Mit dem Dirigenten waren sich die fünf Musiker darin einig, dass ihr Projekt sich abhebt von der üblichen „Crossover-Sauce“. Tatsächlich hat sich Arrangeur Reinhard Summerer richtig viel Arbeit gemacht und jedem der bekannten Brings-Hits durch seine Orchestrierung einen ganz eigenen Charakter verliehen. Der „Kölsche Jung“ beginnt ganz harmlos als Walzer, der plötzlich mit einem kräftigen Orchestereinsatz hinweggefegt wird.

In den nächsten Takten kommen plötzlich ein paar Takte aus der neunten Sinfonie des „Bönnsche Jong“ Ludwig van Beethoven zum Vorschein, die hier aber zugleich an Paul McCartneys Bond-Song „Live And Let Die“ erinnern. Es dauert eine Weile, bis das bekannte Intro-Motiv des Songs erklingt und das Stück in musikalisch vertrautere Gewässer führt. In „Rään“ erklingt als Ouvertüre ein fast schon eigenständiges Instrumentalstück mit schönen Bläsersoli, feinen Streicherpizzicati und Melodien wie aus einem großen Filmepos. Und wenn dann mit Pink-Floyd-haftem Sound das Gitarrensolo hereinbricht, ist das ganz großes Kino. Mehr als vier Minuten muss Peter Brings warten, bis er ins Mikro singen darf.

Live-Auftritte wohl erst 2023 geplant

Doch sie können nicht nur Breitwandformat. Andere Stücke sind ganz zurückgenommen, wie zum Beispiel die Ballade „Katharina“, die eine dichte, emotionale Streicherbegleitung erfährt. Wirklich Spaß macht das Dixieland-Vorspiel zum Brings-Megahit „Superjeilezick“. Auch „Su lang mer noch am Lääve sin“ oder „Polka, Polka, Polka“ erfahren originelle Transformationen. Besoners stolz und glücklich sind die Musiker über den Coup, dass sie von den Schostakowitsch-Erben die Erlaubnis erhielten, den bekannten Walzer aus der zweiten Jazz-Suite des Komponisten mit einem neuen Text versehen und auf der Platte veröffentlichen zu dürfen. „Schlaf gut, mein Land“ heißt er. 

Live wird man die Kollaboration von Brings und Beethoven Orchester wohl erst 2023 erleben. Geplant ist ein Konzert auf dem Roncalliplatz. „Ich fiebre schon jetzt auf diesen Termin hin“, sagte Peter Brings. „Aber wie ich uns kenne, wird’s sicher regnen.“

Brings/Beethoven Orchester Bonn: „Alles tutti“, das Album ist physisch und per Stream ab Freitag erhältlich.

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