Miley Cyrus, Caribou, Tom Waits Das sind die Lieblingslieder der GA-Redaktion in 2020
Bonn · „Never Come Back“, „Resistiré“ und „Heart of Glass“: Der Musikgeschmack der GA-Redakteure ist vielfältig. Was ihre Lieblingslieder im Jahr 2020 sind und was die Lieder für sie besonders macht, berichten sie selbst.
Jan Wiefels, Head of Content Development: „Never Come Back“ von Caribou ist laut Spotify mein meistgehörtes Lied des Jahres 2020. Was nicht ohne Ironie ist, da es ein treibender Elektro-Song ist, zu dem in diesem Jahr vermutlich nur sehr wenige Menschen getanzt haben dürften. Eigentlich hätte der kanadische Musiker Dan Snaith, der hinter Caribou steckt, das Lied Ende April bei einem Konzert im Kölner E-Werk gespielt - der Nachholtermin ist nun 2021. Auf andere Weise passt der Song wieder hervorragend in das Jahr: Es eignet sich perfekt als Untermalung zum Laufen.
Moritz Rosenkranz, Redakteur Journal: Wenn es etwas Positives an diesem Jahr gab, dann die viele Zeit, die zur Verfügung stand, um noch mehr Musik zu hören als sonst schon. Da ein Lied herauszupicken - ein Ding der Unmöglichkeit. Stellvertretend sei hier deswegen ein Song von - Achtung - Miley Cyrus empfohlen: Ihre live mit Band gespielte Hommage an Blondies "Heart of Glass". Punkig und roh, gleichzeitig völlig albern mit künstlichem Applaus unterlegt, dass es eine reine Wonne und als Gesamtwerk so schräg wie 2020 ist.
Florian Ludwig, Leiter Manteldesk: Den einen Song des Jahres gibt es natürlich nicht – schon gar nicht in Coronazeiten. Deswegen drei Titel, übrigens nicht von einer Spotify-, sondern einer Apple-Music-Playlist: Zuerst die Anti-Corona-Hymne „Resistiré“ (übersetzt: durchhalten), die auf Spaniens Balkonen gesungen wird. Ein alter Hit neu aufgelegt von Álvaro Soler und 50 weiteren Künstlern. Nicht gerade mein Musikgeschmack, aber mit Corona-Spirit. Zweiter Titel ist „Drink“ von Jamie Cullum, weil wir ja alle in Coronazeiten mehr trinken, sagt zumindest die Statistik. Und drittens: „Roller Coaster“ von Danny Vera. Einfach nur, weil hier ein Niederländer schafft, was sonst nur Country-Sänger in den USA können.
Richard Bongartz, Redakteur Bonn: Es ist schon seltsam: Jenseits ihrer Chansons singen sich die Franzosen auch beim Pop durch ihre eigene Welt. Im Nachbarland werden so viele als Star gefeiert, von denen man hier noch nichts gehört hat – Ausnahmen bestätigen die Regel, wie etwa in den vergangenen Jahren Zaz und Louane. Den Sommer über hat sich Clara Luciani in mein Ohr gefräst, woran Radiosender wie RTL2 oder Cherie FM nicht ganz unschuldig sind. Denn auch sie spielen, wie die Stationen hier, viele Hits in einer bisweilen schon unerträglichen Dauerschleife. Wochen, wenn nicht monatelang. Dabei ist „La grenade“ der 28-jährigen gebürtigen Marseillerin aber ein Song, den man gerne öfters hört. Cool-dunkle Stimme, treibender (an die 70er erinnernder) Disco-Bass und ein eingängiger Refrain schossen Luciani an die Spitze der Stars. Und in mein Herz.
Rajkumar Mukherjee, Redakteur Bonn: Als Kind der 80er kommt man nicht drumherum: „I Still Haven’t Found (What I`m Looking For)“ von U2. Das ist vor allem deshalb mein Song des Jahres, weil The Edge die Gitarre so spielt, wie er sie eben spielt.
Jörg Manhold, Ressortleiter Regionales: Der Blick auf meine Playlist bei Spotify lässt keinen Zweifel aufkommen: Mein meistgehörtes Stück ist „Lucinda“ von Tom Waits, verewigt in einer unfassbaren Live-Version auf der Platte „Glitter and Doom“.
Die Band klingt rotzig und subversiv. Das ganze Klanggebäude schmeckt irgendwie nach Friedhofserde. Und Waits‘ Stimme röhrt los wie ein corona-heiserer Elch. So klingt Urgewalt. Das ist kein Song, sondern ein Naturereignis. Leider kann man dieses Werk niemandem vermitteln, man kann es nur alleine hören, und es muss wirklich laut gespielt werden.