Streit um erhöhte Preise Dem Radio droht ab Mittwoch ein Blackout

Köln/Bonn · Vielen Radiosendern droht eine Zwangs-Sendepause. Die UKW-Infrastruktur hat zum 1. April ihre Betreiber gewechselt. Die Akteure konnten sich bislang jedoch nicht auf Preise einigen. Ab Mittwoch könnte deswegen der Betrieb abgeschaltet werden.

 Ab Mitte der kommenden Woche könnten einzelne Radiosender ausfallen.

Ab Mitte der kommenden Woche könnten einzelne Radiosender ausfallen.

Foto: dpa

Ab Mitte der kommenden Woche könnten zahlreiche deutsche Radiosender nicht mehr über UKW empfangbar sein. Hintergrund sind Unstimmigkeiten zwischen den Antenneneigentümern und Sendernetzbetreibern, die nun in einer Abschaltung der UKW-Signale zu gipfeln drohen. Zwischen fünf und zehn Millionen Radiohörer könnten betroffen sein, wie Lars Bayer, Sprecher der Firma Media Broadcast, die das Sendernetz jahrelang betrieben hat, dem General-Anzeiger gegenüber bestätigte. Auch Bonn und das Rheinland könnten davon betroffen sein.

Auslöser der drohenden Radiopause ist ein Streit um erhöhte Preise zwischen einzelnen Sendern, Netzbetreibern, Antenneneigentümern und den Vermietern der Sendetürme. Zum 1. April verkaufte die Media Broadcast ihre Anteile an der UKW-Infrastruktur. Bis heute gibt es jedoch noch keine Einigung zwischen den neuen Eigentümern und den Sendernetzbetreibern.

Ab Mittwoch droht die Abschaltung

Dass bis zum Eigentümerwechsel keine Verträge unterschrieben sein würden, zeichnete sich schon länger ab. Media Broadcast bot daraufhin bereits Mitte März an, die UKW-Sendernetztechnik zunächst bis Ende Juni weiter zu betreiben. Dafür sollten entweder die Programmveranstalter selbst oder deren Sendernetzbetreiber eine formale Beauftragung stellen. Anderenfalls drohe die Abschaltung. Davon betroffen wären zum jetzigen Zeitpunkt etwa der NDR in Mecklenburg-Vorpommern, der MDR oder das Deutschlandradio.

Ob auch Lokalradios in Bonn bei einem tatsächlich eintretenden Ausfall nicht mehr senden könnten, ist bislang nicht bekannt. Torsten Giesler, Chef vom Dienst bei Radio Bonn/Rhein-Sieg, geht für seinen Sender nicht davon aus, kann aber bestätigen, dass es in diesem Jahr bereits Störungen im Sendebetrieb gegeben hat. Mehrfach sei das Programm während der frühen Morgenstunden unterbrochen worden – und zwar zur besten Sendezeit.

Die Störungen habe Media Broadcast damals als Wartungsarbeiten ausgewiesen. GA-Informationen zufolge fanden solche Wartungen in der Vergangenheit jedoch üblicherweise nachts statt und dauerten dann nur wenige Minuten. Doch Giesler betont: „Warum das Programm dafür jetzt tagsüber unterbrochen wird, lässt sich nur spekulieren“.

Auswirkungen möglicherweise auch im Rheinland

Auswirkungen des Blackouts könnte Radio Bonn/Rhein-Sieg dennoch zu spüren bekommen. Denn der Sender nutzt, wie viele weitere der 45 Lokalradios im Bundesland, das Rahmenprogramm von Radio NRW. Sollten die UKW-Signale ab Mittwoch teilweise abgeschaltet werden, wäre Radio NRW betroffen. Geschäftsführer Sven Thölen ist von dem Konflikt „in höchstem Maß irritiert“, wie er dem General-Anzeiger gegenüber äußerte. „Dass mit derartigen Drohungen operiert wird, ist für uns – gerade vor dem Hintergrund einer jahrzehntelangen Kundenbeziehung, die in anderen Bereichen weiterhin Bestand hat – nicht nachvollziehbar“, betonte Thölen. Er sei an einer langfristigen und tragbaren Lösung interessiert.

Einerseits entzerrt sich durch den Verkauf von Media Broadcast die Monopolstruktur des Marktes, andererseits hat dessen Liberalisierung zur Folge, dass die Preisforderungen der beteiligten Akteure bisher nicht reguliert werden können. Dies liegt an der Gesetzeslage. Zunächst müsste die Bundesnetzagentur eine Marktanalyse durchführen und die neuen Investoren als sogenannte marktmächtige Unternehmen einstufen. Erst dann könnte aktiv in die Preisverhandlung eingegriffen werden. (ga/epd)

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