Jahrhundert-Pianist Alfred Brendel wird 90

Bonn · Zum runden Geburtstag des großen Pianisten und Beethoven-Interpreten, der auch ein Meister des Wortes ist.

 Alfred Brendel während seines Abschiedskonzerts im Dezember 2008 im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins.

Alfred Brendel während seines Abschiedskonzerts im Dezember 2008 im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins.

Foto: picture-alliance/ dpa/epa apa Musikverein Ho

Der Versuch, Musik in Worte zu fassen,  erregt gelegentlich eine gewisse Skepsis. „Wie stellt es nun die Sprache an, wenn sie die Musik interpretieren soll?“, fragte der französische Philosoph Roland Barthes einmal, und schickte gleich die Antwort hinterher: „Anscheinend leider sehr schlecht.“ Der große Pianist Alfred Brendel, der an diesem Dienstag vor 90 Jahren geboren wurde, hat solche Vorbehalte nie geteilt. Ein Glück für die Musikwelt und vor allem auch: ein Glück für Brendel selbst. Denn sein Dasein als Konzertpianist beendete  er mit 77 Jahren am 18. Dezember 2008 in Wien im Goldenen Saal des Musikvereins.  Charles Mackerras dirigierte die Wiener Philharmoniker, und man musizierte Mozarts Klavierkonzert Es-Dur KV 271 („Jenamy“). Kaum war das Konzert verklungen, da begann Brendel, seine Zweitkarriere  als Autor und musikalischer Vortragsreisender zu forcieren, und er widerlegt seither mit jedem Satz, den er über Musik schreibt oder spricht, auf brillante, einfühlsame und gern auch sehr witzige Art das Diktum des Philosophen Barthes. Brendel zuzuhören war und ist immer ein großes und bereicherndes Vergnügen.