Neu auf Blu-Ray und DVD "Sign 'O' The Times" ist eine Hommage an Prince

Bonn · Seine Liveauftritte waren bis zuletzt spektakulär - vorausgesetzt, Prince war in Stimmung. Er war nie ein Mann für Kompromisse. "Was man auch über mich gehört hat, ist wahr: Ich ändere die Regeln und tue, was mir gefällt", sagte er 1982. Jetzt gibt es das legendäre Konzert in Rotterdam auf DVD.

Der Konzertfilm "Sign 'O' The Times" ist eine Hommage an den Musiker Prince
Foto: GA/TURBINE

Was für ein Einstieg. Mit dem Song "Sign 'O' The Times" von seinem gleichnamigen, soeben erschienenen Album eröffnete Prince 1987 sein Konzert im Rotterdamer The Ahoy. Sofort war alles da: der suggestive, pulsierende, alle Sinne beherrschende Sound, der charismatische Star und die atemberaubende Tänzerin Cat Glover.

Princes fabelhafte Musiker zogen ein wie ein Trommlerkommando, während der Sänger ein düsteres Bild der Gegenwart zeichnete: Aids, Drogen, Gewalt spielten tragende Rollen in Zeilen wie "In France, a skinny man died of a big disease with a little name / By chance his girlfriend came across a needle and soon she did the same / At home there are seventeen-year-old boys and their idea of fun / Is being in a gang called ,The Disciples' / High on crack and totin' a machine gun". Das Konzert endete so triumphal, wie es begonnen hatte: mit "The Cross".

Im Mai 1987 sagte Prince angesichts widriger Wetterverhältnisse alle Open-Air-Termine seiner Europatournee in England ab und beschloss kurzfristig, Shows in Rotterdam und Antwerpen filmen zu lassen. Die Crew hatte kaum Zeit, nicht einmal zwei Tage, sich auf die Herausforderung einzustellen. Überdies legte der streng auf die Arbeitsmoral blickende Chef Wert auf Qualität. "Alles muss perfekt sein, sonst rollen Köpfe", erinnerte sich Toningenieurin Susan Rogers.

Von der Perfektion der aufwendig choreografierten Show, dem Übermaß an Spielfreude, Sex-Appeal, Witz und Selbstironie kann sich das Publikum jetzt mit der remasterten Fassung des Konzertfilms "Sign 'O' The Times" auf Blu-Ray und DVD überzeugen.Das Konzert ist wie die Meisterklasse eines Popgenies. Eine akribisch vorbereitete Meisterklasse. Zahlreiche Protagonisten erläutern in Interviews, wie viel Arbeit in der Kunst steckte.

Die Songs des großartigen Doppelalbums erklingen in einem Rahmen, der eher einer Broadwayshow als einem klassischen Popkonzert gerecht wird. Die Dynamik der Musik spiegelt sich in den Sprüngen, Drehungen und Spagat-Posen des Musikers. Choreografin und Tänzerin Cat Glover ist ihm eine kongeniale Partnerin, die Chemie zwischen den beiden Hochleistungskünstlern stimmt. Sheila E. am Schlagzeug erscheint als explosive Kraft.

"Not bad for a girl", bemerkt "The Purple One", wie Prince gelegentlich genannt wurde. Stilistisch bediente das Konzert alle Bedürfnisse: funkig, jazzig, mit hochemotionalen Balladen und seelenvollem Gospel. "I Could Never Take The Place Of Your Man" bewies, dass Prince den Vergleich mit Gitarrengott Jimi Hendrix nicht zu scheuen brauchte. Der Film - natürlich "directed by Prince" - dokumentiert die psychische und berufliche Situation des Musikers anno 1987.

Eine Trennung und die Einsicht in die Tatsache, dass Hip-Hop und Rap zunehmend den Pop eroberten, fügte den Songs des Albums "Sign 'O' The Times" nachdenkliche, düstere Töne hinzu. Der im April 2016 mit 57 Jahren gestorbene Prince fehlt. Der Autodidakt, der als junger Mensch angeblich bereits knapp 30 Instrumente beherrschte, verband originell Rock, Funk und Soul. Sein Einfluss auf Künstlerinnen wie Madonna, Sheena Easton, Sheila E. und viele andere war bedeutend. Als Tom Jones 1988 mit The Art Of Noise den Prince-Song "Kiss" interpretierte, galt der walisische Tiger mit knapp 50 auf einmal wieder als ultracool.

Sinéad O'Connor rührte 1990 mit der Prince-Komposition "Nothing Compares 2 U" viele Menschen zu Tränen. Prince, ein scheuer, androgyn erscheinender, nur einen Meter sechzig großer Musiker, hatte ein Händchen für makellose Popsongs: "When Doves Cry", "Purple Rain" und nicht zuletzt "Sign 'O' The Times".

Prince - Sign 'O' The Times. Limited Deluxe Edition (zwei Bulu-Ray-Discs und 2 DVDs). Turbine.

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