Der Prozess um Arthur Schnitzlers Reigen vor 100 Jahren in Berlin Die Welt ist kein Kindergarten

Bonn · Vor 100 Jahren setzt der „Reigen“-Prozess ein Signal für die Freiheit der Kunst. Doch der Skandal um das Schauspiel von Arthur Schnitzler ist auch ein Lehrstück über organisierte Hetze und „gesundes Volksempfinden“.

  „J    enes nicht ganz unbekannte Ereignis, ohne das die Menschen nicht existieren würden    “:    Barbara Pöltl und Alexander Kaimbach als „Die Prostituierte“ und „Der Polizist“ in einer Musiktheater-Version von Arthur Schnitzlers „Der Reigen“ bei den Bregenzer Festspielen 2019.

„J enes nicht ganz unbekannte Ereignis, ohne das die Menschen nicht existieren würden “: Barbara Pöltl und Alexander Kaimbach als „Die Prostituierte“ und „Der Polizist“ in einer Musiktheater-Version von Arthur Schnitzlers „Der Reigen“ bei den Bregenzer Festspielen 2019.

Foto: picture alliance/dpa/APA/Dietmar Stiplovsek

Es sind diese Gedankenstriche, die nicht nur die Theaterwelt beschäftigen, sondern vor allem die selbsternannten Hüter der Moral, die mit Leidenschaft das Feuer der Empörung und Entrüstung anfachen. Die Striche, über die man sich so viele Gedanken macht, finden sich in Arthur Schnitzlers Schauspiel „Reigen“, sie trennen die zehn Szenen in ein Vorher und ein Nachher, in Dialoge vor dem Sex und nach dem Sex, sie stehen für das, was im Gerichtsdeutsch Geschlechtsakt oder auch Beischlaf oder Beiwohnung heißt.