Edel-Quatsch "Ein katastrophaler Theaterabend" begeistert die Hamburger

Auch Pleiten, Pech und Pannen können Spaß machen. Damit gespickt ist die britische Krimifarce "The Play That Goes Wrong", die im Hamburger St. Pauli Theater Premiere gefeiert hat. Körperlicher und verbaler Nonsens-Humor, vom Publikum mit viel Gelächter und Applaus honoriert.

 Turbulente Szenen auf der Theaterbühne mit den Schauspielern Fabio Romano (l-r) als Cecil Haversham, Flavio Dal Molin als Butler und Peter Zgraggen als Inspektor Carter.

Turbulente Szenen auf der Theaterbühne mit den Schauspielern Fabio Romano (l-r) als Cecil Haversham, Flavio Dal Molin als Butler und Peter Zgraggen als Inspektor Carter.

Foto: Markus Scholz

Hamburg (dpa) – Easy-Listening-Sound der 1960er Jahre: Die Bühne zeigt eine typisch englische Schlosshalle mit Marmorkamin und Lederchaiselongue sowie an den Wänden Hundegemälde und ein Wappen samt Schwertern. Doch die Idylle währt nicht lange.

Schon bald kracht die Umrahmung vom Kamin, so dass die beiden Silberleuchter von der hinter der Wand sitzenden Inspizientin gehalten werden müssen. Mehrfach kippt das Wappen nach unten, schlägt dabei diverse Darsteller k.o.. Und auch die Akteure selbst, die ihre Texte nicht beherrschen und mit den Requisiten nicht zurechtkommen, hauen aufeinander ein. Halbtote Kollegen entsorgen sie mal eben in der Standuhr. Nicht zuletzt erschüttern funkenschlagende Kurzschlüsse das immer wüster wirkende Tollhaus.

"Ein katastrophaler Theaterabend" eben, der eigentlich kaum zu beschreiben ist. So lautet denn auch der deutsche Untertitel der britischen Krimifarce "The Play That Goes Wrong" von Henry Lewis, Jonathan Sayer und Henry Shields, die am Montagabend Premiere in Hamburgs privatem St. Pauli Theater gefeiert hat - unter Lachsalven und tosendem Applaus des Publikums. Ein deutlich von Größen wie Monty Python und Agatha Christie inspiriertes Nonsens-Werk, das in der Inszenierung von Dominik Flaschka ("Spamalot") zum perfekt getimten Feuerwerk schwarzen Humors geraten ist. In der Koproduktion mit dem Zürcher Theater am Hechtplatz, wo das Stück 40 Mal lief, verkörpern neun teils hochakrobatische Darsteller eine Laientruppe, die einen klassischen "Who dunnit?" aufführen will.

Theater im Theater also. Und wie erwähnt – nichts klappt. Dabei sind das Stück und die Inszenierung ein extrem gewitztes Spiel mit Genre-Stereotypen, das die Fallstricke des Lebens an sich aufs Korn nimmt. Pfeiferauchend, im karierten Anzug und intellektuell hochmütig gibt etwa Peter Zgraggen - zugleich als Regisseur der unbegabten Crew - einen Inspektor Carter, der überdeutlich an Sherlock Holmes erinnert. Er soll den Mord an Schlossbesitzer Charles (Lavdrim Dzemailji) aufklären – macht aber das sich quasi pausenlos abspulende Desaster (im Bühnenbild von Simon Schmidmeister) nur noch schlimmer. Steckt er doch selbst mittendrin.

Der 2012 in London uraufgeführte Edel-Quatsch ist dort seit 2014 im Duchess Theatre zu erleben. Deutschsprachige Erstaufführung des als "Beste neue Komödie" mit dem Olivier Award ausgezeichneten Werks war im vergangenen November im Theater Hof.

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