Endless Summer Vacation: Miley Cyrus legt neues Album vor Ein Unterschied wie Tag und Nacht

Bonn · Miley Cyrus klingt mit ihren gerade einmal 30 Jahren schon ziemlich (über)lebenserfahren. Sie singt auf ihrem neuen Album von Trennung und anderen einschneidenden Erlebnissen, zieht ehrlich Bilanz. Das hört sich mal glamourös, mal schlüpfrig, aber immer gut an.

 Eine Frau wie Tag und Nacht: Miley Cyrus hat ihr neues Album „Endless Summer Vacation“ vorgelegt.

Eine Frau wie Tag und Nacht: Miley Cyrus hat ihr neues Album „Endless Summer Vacation“ vorgelegt.

Foto: dpa/-

Jeder Trennung wohnt eine Chance inne. Der amerikanische Popstar Miley Cyrus hat der 2020 nach rund zwei Jahren beendeten Ehe mit dem Schauspieler Liam Hemsworth einen Nummer-eins-Hit abgetrotzt. „Flowers“ mit den auftrumpfenden Zeilen „Yeah, I can love me better than you can / Can love me better, I can love me better, baby“ steht auf einem Siegerpodest mit Gloria Gaynors „I Will Survive“ und „I Am What I Am“. Cyrus’ neues, großartiges Album „Endless Summer Vacation“ endet allerdings mit einer Demo-Version von „Flowers“. Begleitet von einem E-Piano offenbart die Sängerin das Gefühl von Verlorenheit, das ihrem Lied zugrunde liegt.

Ein Album in zwei Akten

Cyrus mit ihrer kehligen und – mit gerade einmal 30 – (über)lebenserfahrenen Stimme und ihrem glamourösen und gleichzeitig toughen Erscheinungsbild hat ihr Album in zwei Akte aufgeteilt: morgens und abends. Das bedeutet Energie und ein Potenzial an neuen Möglichkeiten einerseits, eine begehrenswerte, wenn auch „schlüpfrige, schäbige Atmosphäre und eine Art von Dreck“ andererseits. Die Verlockungen und Abgründe der Nacht drücken sich in Luxusdesigner-Popsongs aus. Pulsierend und angetrieben von Bass und Synthesizer erscheinen sie wie perfekt gestylte Objekte aus Glas und Chrom: bewunderungswürdig, aber immer auch ein bisschen seelenlos. „Handstand“ zum Beispiel ist in bester Madonna-Tradition entstanden. Die Power-Ballade „Jaded“ qualifiziert sich fürs große Stadion.

Bewegt und temporeich

Wie gewohnt zieht Cyrus in ihren Songs eine ehrliche Bilanz ihres bisherigen, ereignisreichen Lebens. In „Thousand Miles“ (mit Brandi Carlile) geschieht das bewegt und temporeich. „You“ verbindet Selbstanalyse mit einem filmreif ausgemalten Date mit einem attraktiven Kerl. „Wonder Woman“, ein anderer Höhepunkt des Albums, offenbart mit Klavierunterstützung die zarte, verletzliche Seite der Sängerin. In „Island“ träumt sie sich auf eine Insel, das klingt fast schon schlagerhaft nach Gefühl mit Zuckerguss: „Am I stranded on an island / Or have I landed in paradise?“

Als Kontrast empfiehlt sich der Song „Muddy Feet“ (mit Sia), in dem Cyrus ordentlich austeilt und ihrem Talent für Provokation lustvoll und alles andere als sprachpuristisch nachgibt: „Get the fuck outta my house with that shit.“ Es wohnen zwei Seelen in ihrer Brust.

Miley Cyrus: Endless Summer Vacation. Columbia/Sony.

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