Werbespots zu den Festtagen Emotionale Weihnachtsclips liegen im Trend

Bonn · Weihnachten ist die Zeit der Liebe, das ist auch den Unternehmen nicht entgangen. Seit Jahren überbieten sie sich mit emotionsgeladenen Werbespots. Was es dieses Jahr an besonders schönen Videos gibt und wieso, erläutert Marketingexperte Jens Böcker.

Der Familienstreit endet in einer herzlichen Umarmung, ein Roboter fragt, was Liebe ist und ein Happy End ist sowieso ein Muss - auch bei den diesjährigen Weihnachtswerbespots drücken die Konzerne teils kräftig auf die Tränendrüse.

Seit dem Video "#heimkommen" der Supermarkt-Kette Edeka vor zwei Jahren versuchen sich die Unternehmen regelrecht zu überbieten. Der Clip wurde seit dem 28. November 2015 mehr als 57 Millionen Mal aufgerufen.

Jens Böcker vom Lehrstuhl Marketing im Fachbereich Wirtschaft der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg erklärt, warum das Video so bekannt geworden ist: "In diesem Fall wird eine Geschichte erzählt, die sehr emotional ist. Es treffen zwei sehr starke Gefühle direkt aufeinander: Trauer und Lebensfreude, beziehungsweise das positive Miteinander in einer Familie. Gerade das überraschende Happy End macht diese Geschichte so liebenswert."

Weihnachten und die Liebe

Klassisches Thema zur Weihnachtszeit ist und bleibt natürlich die Liebe. Doch auch Werbung, die auf den ersten Blick wie ein Musikclip wirkt, erzählt Geschichten. Apple und Telekom zeigen in diesem Jahr beispielsweise beide einen Spot mit Liebesliedern.

Bei Apple werden die "AirPods" in den Mittelpunkt der Geschichte gestellt. Das Lied "Palace" von Sam Smith läuft und gezeigt wird ein Tanzpaar, das sich zuvor zufällig auf der Straße trifft und spontan zum gespielten Song tanzt.

Böcker dazu: "Generell geht es um bewegende Momente im Leben, in denen Menschen etwas Gutes tun, ein langgehegter Traum in Erfüllung geht oder Menschen grundsätzlich etwas Positives erleben."

Aber warum setzt Werbung ausgerechnet auf diese rührenden Geschichten, wie sie beispielsweise der Sport von Penny "Zeit sich zu versöhnen" zeigt?

Profitieren auf lange Sicht

Der Marketingexperte kann sich den Fokus erklären: "Emotionalität sichert Aufmerksamkeit und dieser Trend existiert seit Jahren." Viele Unternehmen setzten gezielt auf Emotion und nähmen es in Kauf, dass die informative Funktion der Werbung dadurch oftmals zu kurz komme. Beispielsweise sei das Sortiment von Penny, um das es letztendlich geht, in keiner Sekunde erwähnt. "Besonders wichtig ist diese Art von Werbung für Unternehmen, die vom Weihnachtsgeschäft profitieren oder ihr Image verbessern wollen."

Das Kaufverhalten beeinflussen, ohne die eigenen Produkte zu erwerben? Ja. Denn laut Böcker geht es darum, im Wettbewerb mit der Vielzahl der Werbebotschaften aufzufallen und wahrgenommen zu werden. Die Markenbotschaft würde stärker verankert werden, wenn die Emotionen beim Schauen des Werbespots angesprochen werden.

Ein weiteres Beispiel für einen Klick-Hit ist der Werbespot von West-Jet aus dem Jahr 2013, er wurde mittlerweile fast 50 Millionen Mal aufgerufen.

Und natürlich möchten die Unternehmen nicht nur nette Geschichten erzählen: "Ziel von Werbung ist die Beeinflussung des Käuferverhaltens und Generierung von Käufen. Wenn eine klare Verbindung zum Produktangebot fehlt, ist eine kurzfristige Verkaufssteigerungen deshalb voraussichtlich kaum messbar."

Doch auf mittlere bis lange Sicht können solche Video durchaus ein Erfolg sein. Und zwar dann, wenn das Unternehmen aus Konsumentensicht in einem positiveren Licht erscheint. Jedoch müsse dabei den werbetreibenden Unternehmen auch bewusst sein, dass rührende Werbung polarisiert und bestimmte Zielgruppen dadurch nicht angesprochen werden, betont Böcker.

Auch Migros erzählt eine süße Geschichte in seinem Spot.

Dass es auch lustig geht, beweist Ikea erneut.

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