Zensierte Nacktheit Facebook nimmt Rubens' Nackte aus dem Netz

Bonn · Zum Verdruss von Kunstfreunden und Museen verbannt das soziale Netzwerk Gemälde mit Unbekleideten von seinen Seiten. Aber jetzt gehen die Gegner in die Offensive.

 Nackte Leiber: Gemälde von Rubens, um 1615.

Nackte Leiber: Gemälde von Rubens, um 1615.

Foto: picture alliance / akg-images

Als Meister üppiger, nackter Leiber hat es der in Siegen geborene und in Köln aufgewachsene Barockkünstler Peter Paul Rubens (1577-1640) in Antwerpen und an den Höfen Europas zu Weltruhm gebracht. Seine nackten Heiligen und mythischen Figuren betörten Bürger wie Herrscher, Rubens war der Malerstar seiner Zeit. Heute hängen seine Bilder in großen Museen. Hätte es im 17. Jahrhundert Internet oder gar Facebook gegeben, wüsste heute niemand mehr, wer Rubens war. Denn Facebook hat zwar Probleme, Hassposts und rassistische Kommentare zu eliminieren, ist aber äußerst effektiv, wenn es darum geht, Nacktes aus dem Netz zu nehmen. Porno oder Kunst? Das ist vollkommen egal. Es muss weg. Wird automatisch zensiert.

Sehr zum Verdruss von Kunstfreunden und Museen. Das belgische Tourismusbüro Visitflanders ist – verärgert durch die Zensur ihres Flamen Rubens durch Facebook – in die Offensive gegangen. In einem Video treten zwei als „Social Media Inspector“ bezeichnete Security-Männer auf, die vor Rubens-Nackten die Arme ausbreiten, um Museumsbesucher vor Brüsten und Hintern zu bewahren. Andere Besucher werden zu unverfänglichen Bildern geführt. „Wir müssen Sie vor Nacktheit beschützen, auch wenn es Kunst ist“, sagt einer. Die Botschaft der Flamen ist bei Facebook angekommen. Doch ändern wird es nichts. Für Facebook stehen Porno und Gemälde nackter Menschen auf einer Stufe: „Adult Content“, nur für Erwachsene. Sauberes Netz.

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