Fotografie in Hamburg Sehnsuchtsort Hellas

Bonn · Werke von Herbert List sind in Hamburg zu sehen. Es ist die Wiederentdeckung eines Ästheten mit der Kamera, meint unsere Autorin über die Ausstellungen.

 Schöne Körper im Licht der Antike: Um 1937 fotografierte Herbert List diesen muskulösen Jüngling am Fuß des Poseidontempels in  Sounion. 

Schöne Körper im Licht der Antike: Um 1937 fotografierte Herbert List diesen muskulösen Jüngling am Fuß des Poseidontempels in  Sounion. 

Foto: Museum/Herbert List

Der letzte Weltkrieg war zu fatal für romantische Gefühle. Nur ein eingefleischter Ästhet wie Herbert List (1903-1975) mit einem Sinn für surreale Aspekte konnte in den Trümmern von München nach der Ausgewogenheit der Komposition, dem Raffinement von Hell und Dunkel und dem Wechsel von Vorder- und Hintergrund Ausschau halten. Der Tod einer Kultur als manieristische Schönheit im Untergang. Die Besucher seiner Schau von 1978 in Düsseldorf genossen die sinnlich-melancholischen Bildessays, die zwischen Neoklassizismus, Neuer Sachlichkeit und Pittura Metafisica oszillierten. Jetzt zeigt Hamburg die Totale. Und wieder geht es um die Sehnsucht, nur eben aktueller, wobei List in einigen antiken Skulpturen und Gipsabbildern junger Männer neuerdings als Vorreiter eines Queer Gaze interpretiert wird, der die Geschlechterrolle offen lässt.