Fotografie in Hamburg Sehnsuchtsort Hellas
Bonn · Werke von Herbert List sind in Hamburg zu sehen. Es ist die Wiederentdeckung eines Ästheten mit der Kamera, meint unsere Autorin über die Ausstellungen.
Der letzte Weltkrieg war zu fatal für romantische Gefühle. Nur ein eingefleischter Ästhet wie Herbert List (1903-1975) mit einem Sinn für surreale Aspekte konnte in den Trümmern von München nach der Ausgewogenheit der Komposition, dem Raffinement von Hell und Dunkel und dem Wechsel von Vorder- und Hintergrund Ausschau halten. Der Tod einer Kultur als manieristische Schönheit im Untergang. Die Besucher seiner Schau von 1978 in Düsseldorf genossen die sinnlich-melancholischen Bildessays, die zwischen Neoklassizismus, Neuer Sachlichkeit und Pittura Metafisica oszillierten. Jetzt zeigt Hamburg die Totale. Und wieder geht es um die Sehnsucht, nur eben aktueller, wobei List in einigen antiken Skulpturen und Gipsabbildern junger Männer neuerdings als Vorreiter eines Queer Gaze interpretiert wird, der die Geschlechterrolle offen lässt.