Zum 150. Geburtstag Heinrich Mann war mehr als nur „der Bruder von Thomas“

Dossier | Bonn · Vor 150 Jahren, am 27. März 1871, wurde der Schriftsteller Heinrich Mann geboren. Zeit seines Lebens sollte der Radikaldemokrat mit seinem bekannteren jüngeren Bruder verglichen werden. Ein Blick auf eine angespannte Familiengeschichte zwischen Alkohol und Drogen.

 Die Schriftsteller Heinrich und Thomas Mann (Mitte) als Kinder mit ihren Schwestern Carla und Julia, aufgenommen um das Jahr 1885. Heinrich Mann (1871-1950) wurde Zeit seines Lebens mit seinem jüngeren Bruder Thomas Mann verglichen.

Die Schriftsteller Heinrich und Thomas Mann (Mitte) als Kinder mit ihren Schwestern Carla und Julia, aufgenommen um das Jahr 1885. Heinrich Mann (1871-1950) wurde Zeit seines Lebens mit seinem jüngeren Bruder Thomas Mann verglichen.

Foto: DPA

„Er hatte, wie es üblich und geboten war, den einzigen Juden seiner Klasse gehänselt“, beginnt der Schriftsteller Heinrich Mann eine Schlüsselszene seines 1918 erschienenen Romans „Der Untertan“. Der feiste Fabrikantensohn Diederich Heßling schreitet vor den johlenden Mitschülern zu einer „Kundgebung“: Er baut auf dem Katheder ein Kreuz aus Klötzen und drückt seinen jüdischen Klassenkameraden davor in die Knie. „Was Diederich stark machte, war der Beifall ringsum“, fährt Heinrich Mann fort und lässt dieses furchterregende Jüngelchen seinen Triumph über den Schwächeren voll auskosten. „Wie wohl man sich fühlte, bei der geteilten Verantwortung und einem Selbstbewusstsein, das kollektiv war“, denkt der eigentlich selbst drangsalierte Diederich. Endlich einmal hat er sich wenigstens vor den Kameraden als Held präsentieren können.