Kritik zum neuen "Polizeiruf" Im Strudel finsterer Machenschaften

Bonn · Im Polizeiruf „Sumpfgebiete“ durchlebt Komissar Hanns von Meuffels seinen persönlichen Horrortrip. Eine Vorab-Kritik von GA-Redakteur Richard Bongartz.

Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) kümmert sich um Julia Wendt (Judith Engel), die von einem Auto erfasst wurde.

Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) kümmert sich um Julia Wendt (Judith Engel), die von einem Auto erfasst wurde.

Foto: BR/Hendrik Heiden

„Sie müssen mir helfen. Sie müssen mir zuhören.“ Die eben erst nach fünf Jahren in der geschlossenen Psychiatrie entlassene Julia Wendt (Julia Engel) wendet sich ausgerechnet an Hanns von Meuffels (Matthias Brandt): den Kriminalhauptkommissar, der sie damals wegen eines Brandanschlags auf ihren Mann verhaftet hatte. Angeblich besitzt sie eine Liste mit führenden Köpfen der Münchener Gesellschaft, die Schwarzgeld in der Schweiz untergebracht haben. Erst als sie vor den Augen des Ermittlers angefahren wird und stirbt, interessiert er sich für den Fall.

Das wird zu seinem persönlichen Horrortrip: Überall wittert er Verfolger und Verschwörer. In Passanten auf der Straße, in einem Nachbarn der Toten, in dem Unfallfahrer. Doch keiner glaubt ihn. Sein Chef Alexander Beck (Ulrich Noethen) rät ihm zur Kur. Klar lehnt sein Mann ab, was ihn immer weiter in den Strudel finsterer Machenschaften zieht. Um die Aufklärung des Mords geht es letztlich gar nicht. Dafür um finstere, Tennis spielende Gestalten der High Society und die ominöse Namensliste.

Regisseurin Hermine Huntgeburth konzentriert sich ganz auf den getriebenen Meuffels, der selbst am Boden liegend nicht aufgibt und dem LKA die Stirn bietet. Brandt meistert diese Einmannshow souverän, allerdings wirkt sein Ausraster im Büro überzogen. Auch die bedeutungsschwangere Filmmusik mit Klavier, Streichern und Percussion nervt bisweilen. Doch nach der Hälfte, wo man den Polizeiruf schon fast als langweilig abtun will, dreht er auf. Bis zum Ende, das wohl so kommen musste, wie es kommt.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

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