Neu im Kino „In den Uffizien“ gewährt Blick hinter die Kulissen

Bonn · Der Dokumentarfilm „In den Uffizien“ zeigt verborgene Seiten des berühmten Kunstmuseums in Florenz. Besonders spannend ist der Blick ins Fotoarchiv der Uffizien: Etwa vom 27. Mai 1993, als eine Autobombe der Mafia in der Nähe des Museums explodierte und Werke beschädigte.

 Näher und ruhiger kann man Caravaggios Medusa in den Uffizien nicht betrachten.

Näher und ruhiger kann man Caravaggios Medusa in den Uffizien nicht betrachten.

Foto: Piffl Medien

Ob auf den Visitenkarten das Logo des Kulturministeriums stehen soll? Auch mit vermeintlich banalen Fragen muss sich der Direktor der Uffizien beschäftigen. Eike Schmidt ist sich unsicher. Er lässt sich von einem Angestellten überzeugen: Nein, das Ministerium braucht keinen Platz auf den Kärtchen. Seit 2015 leitet der Deutsche als erster Ausländer das berühmte Kunstmuseum in Florenz. Der Dokumentarfilm „In den Uffizien“ begleitet ihn sowie weitere Figuren hinter den Kulissen des Besuchermagneten, etwa eine Restauratorin, Saalaufsicht, Security oder einen Bibliothekar.

Schmidt lacht viel, ob mit Spendern oder Künstlern. Er wirkt locker, lösungsorientiert, aber beim Grünton eines frisch bemalten Saals durchaus perfektionistisch. Er hat klare Ideen, wie sich das Museum weiterentwickeln soll. Im Film unerwähnt bleibt etwa, dass er den Eintrittspreis mehr als verdreifachte – von 6,50 auf 20 Euro.

Nur lose rote Fäden

Die Doku verfolgt dabei nur lose rote Fäden: Die Einrichtung zehn neuer Säle sowie die Vorbereitung für eine Ausstellung mit dem zeitgenössischen englischen Künstler Antony Gormley. Wenn es darum geht, wo eine seiner Skulpturen steht, ob ein paar Zentimeter weiter links oder rechts, ob gerade oder schräg, zeigt der Film sehr anekdotisch die Eigenheiten des Künstlers und des aktuellen Museumsbetriebs. Zum Glück hat Schmidt eine Idee, von der Gormley sofort überzeugt ist.

 Eike Schmidt ist Museumsdirektor der Uffizien in Florenz.

Eike Schmidt ist Museumsdirektor der Uffizien in Florenz.

Foto: dpa/Maurizio Degl'innocenti

Doch „In den Uffizien“ lässt auch genug Raum für die Kunstwerke und nutzt dabei seine privilegierte Position bis aufs Äußerste aus: Näher und ruhiger kann man Caravaggios Medusa oder Tizians Venus von Urbino nicht betrachten. So fallen Details auf, die im Besuchergedrängel untergehen.

Film kann Sehnsucht stillen, selbst durch die Säle in Florenz schreiten zu wollen

Besonders spannend ist der Blick ins Fotoarchiv der Uffizien: Etwa vom 27. Mai 1993, als eine Autobombe der Mafia in der Nähe des Museums explodierte und Werke beschädigte. Oder von Wehrmachtssoldaten, die Kunst raubten, genau wie von Michelangelos David-Statue, die zum Schutz vor dem Krieg eingemauert wurde.

Der Film von Corinna Belz und Enrique SánchezLansch bietet darüber hinaus zwar keine größeren Überraschungen. Auch Eike Schmidt als Person hinter seiner Funktion kommt er nicht näher. Doch der Film kann die Sehnsucht, selbst durch die Säle in Florenz schreiten zu wollen, allemal stillen.

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