Konzert im Palladium Incubus nehmen Zuhörer in Köln auf Zeitreise mit

Köln · Die US-amerikanische Band Incubus nimmt ihre Zuhöhrer im Kölner Palladium zu einer kleinen Reise in die Vergangenheit mit. Ihr Auftritt erinnert daran, dass die Popwelt um die Jahrtausendwende ausgelassener war.

 Auf dem Weg in die gute alte Zeit: Incubus-Frontmann Brandon Boyd (Mitte) im Palladium.

Auf dem Weg in die gute alte Zeit: Incubus-Frontmann Brandon Boyd (Mitte) im Palladium.

Foto: Thomas Brill

Fast ist es so, als hätte man sich in eine Zeitkapsel gesetzt und zurück zur Jahrtausendwende katapultieren lassen, als Incubus die Bühne im Palladium betreten und mit "Privilege" ohne viele Umwege gleich ordentlich losrocken. Dass die Kalifornier ihren Opener an diesem Abend gleich noch mit einem kurzen "Panjabi MC"-Einschub würzen, unterstreicht dieses Gefühl der Vergangenheitsreise umso mehr. Es soll für die kommenden anderthalb Stunden anhalten.

Ende der 1990er, Anfang der 2000er Jahre gelang nicht bloß Brandon Boyd und seinen musikalischen Mitstreitern mit den Alben "Make Yourself" (1999) und "Morning View" (2001) der internationale Durchbruch. Insgesamt machte die Popwelt damals noch den Eindruck, ausgelassener zu sein - auch wenn das nur ein durch Nostalgie verfälschter Blick auf die Geschichte ist und spätestens der 11. September 2001, Osama Bin Laden und George W. Bush dem alsbald einen Strich durch die Rechnung machen und die rosarote Kaugummiblase mit zum Platzen bringen sollten. Nicht ohne Grund erschien 2004 mit "A Crow Left Of The Murder..." Incubus‘ bei Weitem politischstes Album.

Es verwundert somit nicht, dass das 1991 gegründete Quintett an diesem Abend in Köln und generell bei seiner ersten Deutschlandtour seit sechs Jahren den Fokus auf eben diese Alben legt. Das letztjährige, achte und aktuelle Studioalbum "8" wird dagegen mit "State Of The Art" und der Singleauskopplung "No Fun" gerade einmal pflichtbewusst angedeutet, während der Vorgänger von 2011 "If Not Now, When?" überhaupt keine Erwähnung erfährt. Als würde die Band sagen wollen: Alles auf Anfang! "Nice To Know You", "Wish You Were Here" (inklusive kleinem Ausflug zu Pink Floyds gleichnamigem Titel), "Pardon Me" und natürlich "Drive" - das sind die Lieder, die das Programm bestimmen, von den Fans lauthals in Empfang genommen werden und immer noch ihre volle Wirkung entfalten.

Ebenso wie Boyds drahtiger Rockstarkörper à la Iggy Pop - neben seiner Stimme seit jeher das Markenzeichen des mittlerweile 42-Jährigen. Als er diesen ziemlich genau zur Hälfte des Konzerts vom lästigen T-Shirt befreit, hat das nicht nur die gleiche begeisternde Wirkung auf die weiblichen Besucher wie schon vor 20 Jahren. Auch visuell ist die Reise nun vollends in der guten alten Zeit angekommen.

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